Duisburg sucht Umgang nach Unglück

von Redaktion

Die Gedenkstätte am Unglücksort. © FASSBENDER/AFP

Duisburg – Kerzen brennen, daneben stehen Bilder der vielen Toten, Autos brausen laut durch den Tunnel: Ein besinnlicher Ort ist die Gedenkstätte für die Opfer der Loveparade-Katastrophe in Duisburg nicht. Aber es ist der Ort, an dem das tödliche Gedränge seinen Lauf nahm. Genau hier wurden vor 15 Jahren am 24. Juli 2010 hunderte Menschen verletzt, 21 Menschen starben in der Massenpanik. Alle waren junge Leute, die bei dem Techno-Festival ausgelassen feiern und tanzen wollten.

Dieses Jahr markiert 15 Jahre nach der Katastrophe einen Wendepunkt im Erinnern. Bald sollen Bagger anrollen und auf dem Festivalgelände, das seit dem Unglück brachliegt, ein modernes Stadtquartier errichtet werden. Auch die traditionell gewordene Gedenkveranstaltung mit der Nacht der 1000 Lichter wird es in der bisherigen Form zum letzten Mal geben.

Die Opfer-Stiftung „Duisburg 24.7.2010“ löst sich auf. All die Jahre hat sie den teils traumatisierten Opfern und Hinterbliebenen beigestanden. Der Bedarf bei den Betroffenen sei zuletzt stark zurückgegangen, sagen die Verantwortlichen.

Der eigentliche Unglücksort war eine breite Rampe, die gleichzeitig Ein- und Ausgang zum Festivalgelände war. Am Nachmittag wurde das Gedränge dort immer größer. Aus mehreren Richtungen strömten Besucher unkontrolliert auf die Rampe.

Die Ermittler sprechen später davon, dass zwischen 16.30 und 17.15 Uhr mehr als 10 000 Menschen auf der Rampe und im Tunnel gewesen seien, das waren mindestens sieben Menschen pro Quadratmeter. In der Masse entstanden Wellenbewegungen, Panik brach aus, mehr als 500 Menschen erlitten Quetschungen und Brüche. Viele wurden traumatisiert. 21 junge Menschen im Alter von 17 bis 38 Jahren haben ihr Leben verloren .

Wer trägt die Schuld für die Katastrophe? Am Ende wird das Verfahren ohne Urteil eingestellt. Es habe für die Katastrophe weder eine einzige Ursache noch einen einzigen Schuldigen gegeben, sagt der Vorsitzende Richter. „Es war eine Katastrophe ohne Bösewicht.“ Vielmehr habe eine „Vielzahl von Umständen“ zu dem tödlichen Gedränge geführt. Der Veranstaltungsort sei für das Konzept und die Besuchermengen nicht geeignet gewesen.

Als Konsequenz aus der Loveparade-Katastrophe wurden etwa die Vorschriften für Großveranstaltungen verschärft. Das sei wichtig für viele Hinterbliebene, sagt Jürgen Thiesbonenkamp, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung. Es vermittele vielen das Gefühl, dass der Tod ihrer Kinder zumindest nicht ganz umsonst gewesen sei, sondern eher Lehren daraus gezogen wurden.

Die Unglücksstelle von damals soll nicht aus dem Stadtbild verschwinden, im Gegenteil. Die Rampe, die ein Investor zwischenzeitlich umgebaut und schmaler gestaltet hatte, soll wieder in ihren damaligen Zustand versetzt werden. Dann soll sie wieder ein Teil einer ruhigen Parkanlage sein.

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