Essen – Die Essener Polizei hat im Keller ihres Präsidiums alte Akten unter anderem zur spektakulären Entführung des Aldi-Gründers Theo Albrecht vor über 50 Jahren gefunden. Ein ganzer Karton mit polizeilichen Ermittlungsakten befasse sich mit der Entführung im Jahr 1971, teilte die Polizei mit. Die Unterlagen seien ein „regelrechter Glücksfall“ und könnten womöglich „bisher bestehende Lücken bei der Erforschung des Verbrechens schließen“.
In dem Kellerraum seien auch noch weitere historische Ermittlungsakten zu teils ungelösten Fällen von Mord- und Totschlag entdeckt worden. Teilweise reichten sie bis ins Jahr 1927 zurück, teilte die Polizei mit. Die meisten Fälle lägen allerdings schon so weit in der Vergangenheit, dass an ihnen nur noch ein historisches Interesse bestehe.
Die Entführung von Theo Albrecht – einem der beiden Gründer des Discountriesen Aldi – zählt zu den spektakulärsten Kriminalfällen der deutschen Nachkriegsgeschichte. Albrecht wurde am 29. November 1971 entführt. Tagelang verhandelten die Täter per Brief und per Telefon – bis sie die damals kaum vorstellbar hohe Summe von sieben Millionen Mark Lösegeld bekamen. Überbracht wurde das Geld vom Essener Bischof Franz Hengsbach. Der Geistliche erklärte sich bereit, das Lösegeld in zwei Koffern auf einem dunklen Feldweg zu übergeben. Nach 17 Tagen in Gefangenschaft kam Albrecht frei.
Auf die Akten sei die vor zwei Jahren gegründete Ermittlungsgruppe Cold Cases gestoßen. Ermittler des Kriminalkommissariats der Polizei Essen arbeiten dort mit bereits pensionierten Polizeibeamten zusammen, die aus ihrem Ruhestand zurückkommen, um in ungelösten Fällen zu ermitteln.
„Einer der Ermittler hat gesagt, wir müssen mal in den Keller, da liegen noch alte Akten“, sagte die Polizeisprecherin. Der Keller sei dann nach und nach aufgeräumt worden.