Wasserkrise im Iran: Teheran trocknet aus

von Redaktion

Taxifahrer übergießen sich mit Wasser. © str/dpa

Teheran – Teheran ächzt unter der Hitze. Taxifahrer gießen sich Wasser über den Kopf, im staubigen Trubel der iranischen Hauptstadt und Millionenmetropole suchen die Menschen nach Schatten. Doch in vielen Haushalten bleibt der Hahn stundenlang trocken. Die Pegelstände der Staudämme sind so niedrig, dass die Regierung drastische Einsparungen anordnet. Es ist die Eskalation einer Krise, die sich seit Jahren abzeichnet. Teheran steckt in einer dramatischen Versorgungsnot.

Umweltaktivisten warnen seit Jahren vor einer Wasserkrise, die heute in vielen Landesteilen spürbar ist. Nach der Islamischen Revolution 1979 und dem Iran-Irak-Krieg (1980–1988) intensivierte die Staatsführung die Nutzung der Wasserressourcen: Aus Angst vor Versorgungsengpässen in Zeiten von Sanktionen wurde die Landwirtschaft zur Selbstversorgung ausgebaut. Großprojekte wie Staudämme hat man vorangetrieben, oft auf Kosten des Wasserschutzes.

Bereits im Frühjahr schlugen die Behörden ungewöhnlich offen Alarm. Ein wichtiger Stausee nahe Teheran sei wegen ausbleibender Niederschläge nur noch zu sieben Prozent gefüllt, erklärte ein Vertreter des Wassermanagements im März. Mit Beginn des Sommers verschärfte die Regierung ihre Warnungen und rief zum Wassersparen auf.

Während die Regierung angesichts der Krise die Vielverbraucher nun stärker zur Kasse bitten will, sprechen Kritiker von Missmanagement. Immer wieder werfen Umweltaktivisten der Staatsführung vor, die Verantwortung auf die Bevölkerung zu übertragen, statt strukturelle Probleme lösen zu wollen.

Für die Regierung des moderaten Präsidenten Massud Peseschkian ist der Wassermangel eine von vielen Krisen und trifft das Land in einer heiklen Phase. Vor knapp einem Monat beendete eine von den USA vermittelte Waffenruhe den zwölf Tage langen Krieg zwischen Iran und Israel. Die Angst vor neuen Angriffen bestimmte viele Gespräche der vergangenen Wochen. Nun dominiert die Wasserkrise die Debatten.

Die Wasserkrise hat auch tiefgreifende soziale Folgen. In den vergangenen Jahrzehnten vollzog sich eine massive Binnenmigration. Schätzungen zufolge haben viele Millionen Iranerinnen und Iraner ihre von Trockenheit geplagten Heimatorte verlassen, vor allem in den ländlichen Dürreregionen im Zentral- und Südiran. Viele flüchteten in wasserreichere Landesteile und nach Teheran, wo die Krise inzwischen ebenfalls spürbar ist.

In der Hauptstadt trifft der Wassermangel alle Gesellschaftsschichten. Mahmud ist Sportwissenschaftler und gibt Schwimmunterricht. Seit Jahresbeginn hat er einen Pool gemietet und Mitarbeiter angestellt, für ihn eine Investition von rund 8000 Euro im Monat. Vergangene Woche stellten die Stadtwerke das Wasser ab, der Pool musste schließen. „Ich stehe kurz vor der Insolvenz“, sagt er. Gerade in den Sommerferien macht er den Großteil seines Einkommens.

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