Drama im Dschungel

von Redaktion

Die letzten Orang-Utans kämpfen auf Borneo und Sumatra ums Überleben

Die Ernte der Palmölfrüchte vernichtet den Regenwald.

Die Wälder, in denen die Menschenaffen auf Borneo und Sumatra leben, verlieren täglich an Fläche. © BOS Foundation/dpa

In Shows für Touristen werden Orang-Utans zu unnatürlichem Verhalten wie Boxen gezwungen. © Bojan/dpa, Frentzen/dpa

Die Menschenaffen mit dem rotbraunen Fell sind vom Aussterben bedroht. Früher bewohnten sie weite Teile Südostasiens, heute leben sie nur noch auf Borneo und Sumatra. © Büttner/dpa

Bangkok/Berlin – Am heutigen Dienstag, 19. August, ist Welt-Orang-Utan-Tag. Die faszinierenden „Waldmenschen“ mit dem rotbraunen Fell leben in der Wildnis nur noch auf Borneo und Sumatra und verlieren jeden Tag ein Stück mehr ihres Dschungelreichs. Gerodet wird für Palmölplantagen, Papier und seltene Erden. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) stuft Orang-Utans mittlerweile als „vom Aussterben bedroht“ ein. Schätzungen über die Gesamtpopulation der Orang-Utans sind schwierig. Hochrechnungen zufolge leben jedoch nur noch gut 120 000 von ihnen in freier Wildbahn. Deshalb rufen Tierschutzorganisationen dazu auf, die stetig schrumpfende Population zu schützen.

Auch in Deutschland kann jeder etwas tun, um den intelligenten Tieren, die 97 Prozent ihres Erbguts mit den Menschen teilen, zu helfen. Tierschutzorganisationen erinnern daran, dass schon kleine Entscheidungen – vom bewussten Einkauf bis zur Wahl der Urlaubsaktivitäten – mit darüber entscheiden, ob Orang- Utans eine Zukunft haben.

„Den individuellen Konsum zu hinterfragen, hat nichts mit Verzicht zu tun, sondern verbessert die Lebensqualität“, sagt Daniel Merdes, Deutschland-Chef der Stiftung BOS (Borneo Orangutan Survival). „Damit bestimmen wir mit.“ Sein wichtigster Tipp: nur nachhaltiges Palmöl kaufen.

Palmöl steckt in unzähligen Produkten – von Brotaufstrichen über Schokolade, Babynahrung und Margarine bis hin zu Kosmetika. Für konventionelles Palmöl werden riesige Regenwaldflächen vernichtet. Mehr als 85 Prozent des weltweiten Palmölangebots stammen aus Indonesien und Malaysia, wo die letzten Orang- Utans leben, wie die Organisation „Sumatran Orangutan Society“ (SOS) vorrechnet. Beim Einkauf können Verbraucher aufs Kleingedruckte achten: Palmöl wird oft gut getarnt und verbirgt sich auch hinter Bezeichnungen wie „Sodium Lauryl Sulfoacetate“, „Cetyl Palmitate“ oder „Pflanzenöl“ und „pflanzliches Öl“, wie Merdes erklärt.

Palmöl steckt auch in Tiefkühlgerichten und Backwaren. Wer frisch kocht, umgeht nicht nur versteckte Palmölquellen, sondern spart auch Verpackungsmüll und unterstützt regionale Produzenten. Noch wichtiger: In Deutschland fließt der größte Teil des importierten Palmöls gar nicht in Nahrungsmittel, sondern in den Tank – als Beimischung zu Biodiesel. Wer das Auto öfter stehen lässt, Rad oder Bahn nutzt, schützt also gleich doppelt: weniger Palmölkonsum und weniger Emissionen.

Weiterhin warnt BOS-Chef Merdes davor, „Kuschel-Beiträge“ mit Orang-Utans im Netz zu liken oder zu teilen. Fotos von Influencern, die Orang-Utan-Babys im Arm halten oder Bilder von vermenschlichten Affenkindern in bunten Kleidchen sind keineswegs harmlos. Sie zeigen meist Tiere, die aus der Wildnis gerissen wurden – oft nachdem ihre Mütter getötet wurden. Likes und Herzchen fördern ungewollt den illegalen Handel. Besser: Solche Inhalte weder liken noch teilen, sondern direkt bei der Plattform melden.

Als Tourist kann man ebenfalls zum Schutz der Menschenaffen beitragen. In Thailand und Kambodscha werden oft Shows mit „boxenden“ oder als „Showgirls“ verkleideten Orang-Utans angeboten. Solche Touristen-Attraktionen sollten unbedingt gemieden werden. Es hilft auch, auf Plattformen wie Tripadvisor auf das Problem aufmerksam zu machen. „Diese widerlichen Boxing-Shows hinterlassen völlig traumatisierte Orang-Utans. Nur mittels Bestrafung durch Schmerz werden sie zu solch einem unnatürlichen Verhalten getrieben“, sagt Merdes. Leider sei das Modell sehr erfolgreich: In Kambodscha habe ein weiterer Safari-Park geöffnet, und China zeige großes Interesse an einer Kette. „Jeder Tourist ist somit Teil des Problems und macht sich wissentlich oder unwissentlich mitschuldig.“

Außerdem sollten Touristen darauf achten, nur seriöse Tour-Angebote zu nutzen. In Indonesien und Malaysia gibt es viele Möglichkeiten, Orang- Utans zu beobachten, doch nur wenige Anbieter arbeiten BOS zufolge tiergerecht. Seriöse Touren folgen strikten Richtlinien: kein direkter Kontakt, räumliche Trennung, begrenzte Besucherzahlen. Fehlen solche Standards oder werden Tiere für Fotos dressiert, sollte man das Angebot meiden.

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