Kurz nach Start: Waschbär-Projekt in Kassel pausiert

von Redaktion

Kassel ist bekannt für seine hohe Waschbärpopulation. © dpa

Kassel – Das Pilotprojekt des Bundesverbandes der Wildtierhilfen (BVW) zur Reduzierung der Waschbären-Population in Kassel muss lediglich zwei Wochen nach seinem Start pausieren. Das teilte die Stadt Kassel mit, die sich nach eigenen Angaben jedoch für eine Fortsetzung des Projektes einsetzt. Zuvor hatte der Landesjagdverband Hessen (LJV) eine juristische Prüfung des Projektes bei der zuständigen Naturschutz- und Veterinärbehörde angestoßen.

Bei der europaweit einzigartigen Initiative hat ein Team aus rund 30 Ehrenamtlichen und zehn Tierärzten seit Anfang August Waschbären im Stadtgebiet gefangen und sterilisiert. Anschließend wurden die Tiere wieder in die Freiheit entlassen. So sollte die Population laut dem BVW zunächst stabil gehalten werden, indem keine neuen Tiere hinzukommen. In den folgenden Jahren strebe man einen Bestandsabbau von etwa 20 Prozent an, hatte es zum Projektstart geheißen.

Das von der Stadt Kassel unterstützte, zunächst auf drei Jahre angesetzte Projekt sollte laut BVW wissenschaftlich durch die Universität Bonn begleitet werden. Alle behördlichen Genehmigungen lägen vor, das Vorgehen sei konform mit geltendem EU-Recht, hatte der Verband erklärt.

Nun gibt es nach Angaben der Stadt eine Zuständigkeitsverordnung der Landesregierung vom 12. August 2025, welche die Zuständigkeit für die Maßnahme neu regelt. Erforderlich sei jetzt eine Genehmigung der Oberen Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium (RP) Kassel.

„Wir bedauern diese Situation sehr“, erklärte Ordnungsdezernent Heiko Lehmkuhl laut Mitteilung. Im Vorfeld hätten sich in etlichen Gesprächen auf Fachebene keine Einwände gegen das Einfangen und anschließende tierärztliche Sterilisieren von Waschbären ergeben, sodass die Stadt das finanziell eigenständig getragene Pilotprojekt des BVW gerne ermöglicht habe.

„Wir hoffen, dass auch in Zuständigkeit des Regierungspräsidiums das Projekt zeitnah fortgesetzt werden kann“, sagte Lehmkuhl. Für die Stadt stelle das tierfreundliche Projekt eine weitere Säule neben Jagd und erschwertem Nahrungszugang bei der Eindämmung der Waschbärpopulation dar.

Zuvor hatte der Landesjagdverband die juristische Prüfung des Projektes angestoßen. Es sei nicht akzeptabel, dass ohne Genehmigungen und ohne wissenschaftlichen Wirksamkeitsnachweis chirurgische Eingriffe an Wildtieren vorgenommen und diese anschließend wieder ausgesetzt würden, monierte er.

„Nach Auffassung des LJV stellt dieses Vorgehen einen erheblichen Eingriff an einem Wirbeltier dar, der sowohl einer tierschutzfachlichen als auch einer tierversuchsrechtlichen Genehmigung durch die Obere Veterinärbehörde bedarf“, teilte der Landesjagdverband weiter mit. „Wie das Regierungspräsidium Kassel auf Anfrage bestätigte, liegen entsprechende Anträge nicht vor.“

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