Die erste Bilanz im Block-Prozess

von Redaktion

Nach fünf Verhandlungstagen gibt es noch immer mehr Fragen als Antworten

Christina Block (re.) und ihr ebenfalls angeklagter Lebensgefährte, Ex-Sportmoderator Gerhard Delling. © Brandt/dpa

Hamburg – „Danke, dass Sie mir die Gelegenheit geben, einige Worte an Sie zu richten“ – so begann Christina Block am 25. Juli ihre Aussage vor der Strafkammer am Landgericht Hamburg. Es folgte eine mehrstündige Erklärung, in der sie ihre Geschichte minutiös schilderte, von der Eheschließung mit Stephan Hensel und der Geburt ihrer gemeinsamen vier Kinder über die Scheidung und den Sorgerechtsstreit bis zur Entführung ihrer beiden jüngsten Kinder aus der Obhut ihres Ex-Manns in Dänemark.

Die Details werfen bei den Prozessbeteiligten so viele Fragen auf, dass vermutlich auch der sechste Verhandlungstag am morgigen Dienstag damit gefüllt sein wird.

Die Tochter des Gründers der Steakhaus-Kette „Block House“, Eugen Block, ist angeklagt, die Entführung ihrer Kinder in Auftrag gegeben zu haben. Mit angeklagt ist ein 63-jähriger Anwalt der Block-Gruppe. Er soll die Entführung mit in Auftrag gegeben haben. Als einziger in Haft sitzt ein dritter Beschuldigter: Der 36-jährige Israeli soll direkt an der Rückholaktion beteiligt gewesen sein. Blocks Lebenspartner, Ex-Sportmoderator Gerhard Delling (66) sitzt wegen Beihilfe auf der Anklagebank, ebenso wie ein 58-jähriger Leiter eines Sicherheitsunternehmens sowie eine Verwandte (49) von Block und deren Ehemann (55).

Christina Block hat – wie die übrigen Angeklagten – die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft zurückgewiesen: „Ich habe die Entführung an Silvester nicht in Auftrag gegeben.“ In anderen Strafprozessen lassen es Angeklagte mit einem solchen Dementi oft bewenden. Doch Christina Block will gleich zu Anfang reinen Tisch machen. Es sei das erste Mal, seit ihr die Kinder vor vier Jahren entzogen worden seien, dass sie sich vollständig dazu äußern könne, sagt sie am dritten Verhandlungstag. Sie werde auch alle Fragen beantworten.

Am vierten Verhandlungstag beginnt die Befragung Blocks. Den ganzen Tag steht sie der Richterin Rede und Antwort: Wie kam es zur Beauftragung der israelischen Sicherheitsfirma, die sich nach Blocks Angaben eigentlich nur um die IT-Sicherheit ihres Hotellerie-Unternehmens kümmern sollte, laut Anklage aber die Kinder entführte? Welche Ideen für die Rückholung gab es?

Block erklärt, dass sie und ihr Vater Detektive und Sicherheitsexperten beschäftigten, dass Rückholszenarien mit einem Boot, einem Hubschrauber oder einer in die dänische Schule ihrer Kinder eingeschleusten Lehrerin im Gespräch waren. Eine weitere Idee sei gewesen, einer Mitarbeiterin einer Sicherheitsfirma mithilfe einer Maskenbildnerin das Aussehen der neuen Ehefrau des Ex-Manns zu geben. So verändert sollte die Sicherheitsmitarbeiterin die Kinder aus der Schule abholen. Das seien alles hypothetische Überlegungen gewesen, die im Nachhinein verrückt wirkten, betont Block.

Am fünften Prozesstag bekommt erstmals der Anwalt ihres Ex-Manns das Wort. Stephan Hensel gilt juristisch als Geschädigter, weil er laut Anklage bei der Entführung der Kinder zu Boden geschlagen und verletzt wurde. Als Nebenkläger sitzt er seiner Ex-Frau im Gerichtssaal gegenüber.

Sein Anwalt Philip von der Meden lässt den Sorgerechtsstreit zwischen den früheren Eheleuten wieder aufflammen. Warum sie sich nicht um ein Umgangsrecht mit den Kindern in Dänemark bemüht habe, will er von Christina Block wissen. Sein Mandant habe das sogar vorsorglich für sie dort beantragt.

Die Angeklagte antwortet, dass das nur ein Lockmittel für sie sein sollte, mit dem sie ihren Rechtsanspruch in Deutschland aufgegeben hätte. Verteidiger Bott versucht, die Fragen von Medens abzuwehren. Schließlich bittet Block um eine Pause. Die Richterin beendet den Prozesstag rund eine Stunde eher als geplant.

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