Dresden – Auch ältere Menschen sind einer Depression nicht hilflos ausgeliefert und haben gute Heilungschancen. „Je früher sie erkannt wird, desto besser kann sie behandelt werden“, sagte Vjera Holthoff-Detto, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Dresden. Gerade bei älteren Menschen sei aber Eile geboten. „Jeder Monat Depression schröpft die körperlichen und mentalen Reserven. Die sind bei Älteren beschränkter.“
Die Wissenschaftlerin findet es hilfreich, dass der frühere Trigema-Chef Wolfgang Grupp seine Altersdepression öffentlich machte. Grupp sei ein Beispiel dafür, dass Depression jeden treffen kann – auch erfolgreiche Menschen mit familiärem Rückhalt.
Nach den Worten von Holthoff-Detto ist es für Betroffene mitunter gar nicht einfach, Anzeichen einer Altersdepression richtig zu deuten. Selbst Angehörige Betroffener würden manchmal davon ausgehen, dass bestimmte Veränderungen zum Alter gehören. „Eine Depression entwickelt sich langsam, schleichend. Erkrankte können keine Freude mehr an ihrem Leben empfinden, sind niedergeschlagen. Alles fällt ihnen schwer. Meist merkt die Familie erst dann, dass der oder die Betreffende früher ganz anders war.“
Holthoff-Detto sieht die heutige Generation älterer Menschen gut gerüstet. „Viele von ihnen sind modern, haben ein Handy und kommunizieren mit ihren Enkeln auf Facebook.“ Deshalb sei es wichtig, Veränderungen im Verhalten nicht als normalen Alterungsprozess wahrzunehmen. Die Professorin erinnert sich an eine Frau von knapp 90 Jahren, die ihrem Leben ein Ende setzen wollte, weil sie sich nutzlos fühlte und ihrer Familie nicht zur Last fallen wollte. Dabei wäre sie kurz zuvor ganz anders gewesen, habe Zeitung gelesen und eine Weltreise für ihren Enkel mitorganisiert. „Sie wurde gerettet, weil der Enkel sie besuchen kam und einen Wohnungsschlüssel hatte. Wir haben sie mit Antidepressiva behandelt. Sie hat sich nachher sehr auf zu Hause gefreut.“