Einsamer Tod auf 7000 Meter Höhe

von Redaktion

Kirgisistan: Bergsteigerin konnte nach Beinbruch nicht gerettet werden

Natalja Nagowizina wird schon für tot erklärt. © Telekom

Der Pik Pobeda ist der höchste Berg in Kirgisistan, nahe der Grenze zu China. © Wikipedia

Bischkek – Filmaufnahmen einer Drohne zeigen das Ausmaß der Tragödie auf über 7000 Meter Höhe in der Bergwelt von Kirgisistan: Zu sehen ist das vom Wind zerfetzt orangefarbene Zelt der russischen Bergsteigerin Natalja Nagowizina auf einem Felsbrocken des Dschengisch Tschokusu, de auch Pik Pobeda genannt wird. Die 48-Jährige war nach einem Unfall, bei dem sie sich vermutlich das Bein brach, in dem Zelt gefangen.

Für die vor elf Tagen am höchsten Berg Kirgistans verunglückte Russin besteht keine Hoffnung mehr. Die Bemühungen um ihre Bergung wurden am Samstag auf unbestimmte Zeit ausgesetzt, wie die russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti meldete. „Die Wetterbedingungen haben sich heute plötzlich verschlechtert, sodass alle Rettungsmaßnahmen gestoppt wurden“, wurde ein Sprecher des kirgisischen Katastrophenschutzministeriums zitiert.

Nagowizina hatte am 12. August die Spitze des Dschengisch Tschokusu nach einem Marsch über einen kilometerlangen Schneegrat erreicht. Die erfahrene Höhenbergsteigerin war mit drei Kameraden unterwegs. Beim Abstieg soll dann der Unfall passiert sein. Der Beinbruch in dieser Höhe kommt einer Katstrophe gleich. Sie konnte nicht mehr absteigen. Ihre Kameraden, unter ihnen soll auch ein deutscher Alpinist sein – haben sie noch mit einem Schlafsack, Proviant und Gaskocher versorgt. Dann mussten sie sich selber in Sicherheit bringen und absteigen. Die kirgisischen Behörden gehen nun nicht mehr von einer Wiederaufnahme der Rettungsmaßnahmen in diesem Jahr aus.

„Seien wir realistisch: In diesem Jahr werden die Wetterbedingungen den Rettungskräften den Zugang zu Nagowizina unmöglich machen“, hieß es aus Kreisen des kirgisischen Katastrophenschutzministeriums gegenüber der russischen Nachrichtenagentur Tass. Demnach liegen die Temperaturen auf dem Gipfel des Dschengisch Tschokusu derzeit nachts bei fast Minus 30 Grad Celsius.

Laut dem Sprecher des kirgisischen Ministeriums waren sich „alle Experten“ einig, dass die Bergsteigerin „leider nicht mehr am Leben ist“. Der Leiter des Basiscamps am Dschengisch Tschokusu, Dmitri Grekow, sagte, niemand sei je aus einer solchen Höhe von diesem Berg gerettet worden. „Wir wissen, wo sie sich befindet. Aber es ist unmöglich, dort hinzugelangen“, sagte er Tass. Wie lange die Bergsteigerin in der Kälte ausgehalten hat, ist nicht klar. Drohnenausnahmen vom 19. August sollen zeigen, dass sie angeblich aus dem Zelt gewunken habe.

Am 15. August war der Bergsteiger Luca Sinigaglia beim Versuch, Nagowizina zu retten, selbst verunglückt. Italienische Einsatzteams bargen seine Leiche mithilfe eines Hubschraubers, wie das italienische Außenministerium mitteilte. Ein weiterer Hubschrauber hatte beim Versuch, zu der Bergsteigerin zu gelangen, einen Unfall. Der Berg wird von Alpinisten gefürchtet, wegen der langen Distanzen auf dem Weg zum Gipfel.

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