Todesfahrt mit der Standseilbahn

von Redaktion

Lissabon: 16 Menschen sterben – Deutscher unter den Opfern

Blumen legt eine trauernde Frau nieder. © dpa

Die Ansicht der Strecke vor dem Unglück. Der Waggon prallte gegen die Hausecke am Ende des Gefälles. © Mike Schier

In diesen Trümmern der Standseilbahn Evelador da Glória in Lissabon starben 15 Menschen. © Armando Franca/dpa

Lissabon – „Ich hörte einen lauten Knall und dann die Schreie der Menschen. Die Polizei kam, dann die Krankenwagen und sie begannen, die Menschen wegzubringen.“ Unter Schock berichtete dieser Mann dem TV-Sender SIC am Mittwochabend, was er als Augenzeuge soeben beim Unfall der Standseilbahn im Herzen von Lissabon miterleben musste. Bislang 16 Menschen sind bei der Tragödie ums Leben gekommen. Darunter soll sich auch ein Vater aus Deutschland befinden. Dessen Frau wurde schwer verletzt, das dreijährige Kind soll mit leichten Verletzungen davongekommen sein. Das Kind ist in Obhut der Behörden. Zur Herkunft der Familie in Deutschland gab es zunächst keine Informationen. 21 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt.

Am Tag nach dem Horror-Unfall kommen weitere schockierende Nachrichten ans Licht: Schon vor Monaten soll geplant worden sein, die alte Standseilbahn Elevador da Glória zu sanieren, die auf 265 Metern 43 Höhenmeter überwindet. Die Bahn führt seit 1885 zu einer der schönsten Lissabonner Aussichtsterrassen, dem Miradouro de São Pedro de Alcântara, mit herrlichem Blick auf Burg, Unterstadt und Tejo. Es gab eine Ausschreibung, doch wenige Tage vor dem tragischen Unfall soll die Suche nach der Werkstatt abgesagt worden sein, berichten verschiedene Medien. Der Grund: Die eingegangen Angebote sollen zu teuer gewesen sein. Der Chef der Betreiberfirma Carris erklärte, dass eine externe Firma in den vergangenen Jahren die Anlagen gewartet habe. Eine letzte Zwischenwartung soll 2024 durchgeführt worden sein. Wer für die Tragödie verantwortlich ist, muss nun Ermittelt werden.

Die historische Standseilbahn „Elevador da Glória“ war am Mittwochabend im Zentrum Lissabons entgleist und in ein Gebäude gekracht. Grund war nach ersten Erkenntnissen ein Schaden des Kabels, mit dem der auf Schienen fahrende Wagen die steile Straße hinaufgezogen und beim Herunterfahren gebremst wurde. Eine Augenzeugin sagte dem staatlichen portugiesischen TV-Sender RTP, der Wagen sei bergab gerast, gegen ein Gebäude gekracht und „wie ein Karton“ auseinandergefallen. TV-Bilder zeigten den Wagen auf der Seite liegend und total zerstört. In Live-Übertragungen mehrerer Sender waren dichte Rauchschwaden und Trümmer zu sehen. Sirenen heulten, während Rettungsteams hektisch und unermüdlich arbeiteten. Auf CNN Portugal hieß es, dass ein 45-jähriger Polizist versucht habe, den sterbenden deutschen Vater aus dem Wrack zu befreien. Als das nicht gelang, habe er das Kind aus der Bahn gezogen. Das dreijährige Kind habe sich an ihn geklammert und ihn nicht mehr loslassen wollen. Der Zustand der verletzten Mutter soll inzwischen stabil sein.

Ganz Portugal trauert um die Opfer des schrecklichen Unglücks. Die Regierung hat gestern einen Nationalen Trauertag ausgerufen. Auch der Papst bekundete sein Beileid. „Unsere Gedanken sind bei den Opfern dieses tragischen Standseilbahnunglücks“, hieß es aus dem Auswärtigen Amt in Berlin. Man stehe in ständigem Kontakt mit den örtlichen Behörden.

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