Gerangel um Siemens-Villa

von Redaktion

Zwangsversteigerung in Potsdam erzielt nur Hälfte des Werts

Eine historische Aufnahme zeigt die prächtige Villa Heinenhof vom Garten her.

Stefan Peter war der einzige Bieter. © Wilhelm Pischke/dpa

Carl Friedrich von Siemens © Jacob Hilsdorf/frei

Direkt am Lehnitzsee liegt die herrschaftliche Villa. © Google earth

Die Villa Heinenhof mit Wirtschaftsgebäuden und einem prächtigen Seegrundstück steht in Potsdam zum Verkauf. © Jens Kalaene/dpa

Potsdam – Verträumt liegt die alte Siemens-Villa auf einer Landzunge im Lehnitzsee bei Potsdam. Das prächtige 100 000 Quadratmeter große Grundstück sollte nun bei einer Zwangsversteigerung unter den Hammer kommen. Es gab nur ein Gebot – und einen Widerspruch: Die Volksbank legte Widerspruch ein, weil die gebotenen 13,75 Millionen Euro gerade einmal die Hälfte des Verkehrswertes sind. Am 25. September wird nun über den Widerspruch der örtlichen Volksbank entschieden.

Das aktuelle Höchstgebot im Amtsgericht Potsdam kam von Stefan Peter. Er will in der Villa ein Zentrum für Meditation errichten. Es solle ein Behandlungsort entstehen, sagte der Höchstbietende nach der Versteigerung. Liegt das Gebot unterhalb von 70 Prozent des Verkehrswertes, dürfen die Gläubiger den Zuschlag versagen.

Mit dem Antrag gehen die Gläubiger jedoch ein Risiko ein. Halten sie den Widerspruch aufrecht, kommt es zu einem zweiten Versteigerungstermin. Bei diesem Termin kann unter Umständen das geringste Gebot – das in diesem Fall bei 205 000 Euro liegt – zum Erfolg führen. Ziehen sie den Antrag zurück, würden sie immerhin mit 13,75 Millionen Euro befriedet werden.

Zu Beginn zeigten sich die Bieter sehr zurückhaltend. „Alle Mutigen nach vorn“, sagte die Rechtspflegerin. Ein erstes Gebot ließ lange auf sich warten. Das Grundstück ist mit insgesamt 36 Millionen Euro belastet. Zu den Gläubigern zählen etwa die Volksbank eG, die Landeshauptstadt Potsdam, die Deutsche Werkstätten D&B GmbH sowie die Glass Ingenieurbau Leipzig GmbH.

Das Haupthaus des Luxusgrundstücks wurde 1910 vom Architekten Otto March für die Familie von Carl Friedrich Siemens – dem jüngsten Sohn des berühmten Industriellen und Erfinders Werner von Siemens – errichtet. Es wurde zum Wohnen und für repräsentative Zwecke genutzt, hieß es in dem Exposé zur Zwangsversteigerung. Die beste Technik wurde seinerzeit in dem Gebäude verbaut. Dazu zählen etwa eine höhenverstellbare Glasfassade und eine Saugmaschine.

Später wurde es von der Sowjetarmee als Lazarett und danach lange als Lungenheilanstalt genutzt. Nach der Wende bekam die Familie von Siemens das Anwesen zurück und verkaufte es später. Danach stand die Immobilie größtenteils leer und verfiel nach und nach.

Zuletzt gab es an einigen Gebäuden erste Sanierungsarbeiten, diese wurden aber nicht beendet. Bei der Nutzung gibt es relativ enge Grenzen. Das stattliche Grundstück mit dem großen Park ist ein gartenbauliches Denkmal, eine Umnutzung etwa für Wohnimmobilien ist daher nicht möglich.

Artikel 6 von 10