Belém – Übernachten im Stundenhotel, in entlegenen Wochenendhäuschen oder auf dem Schiff – um die zehntausenden Teilnehmer der UN-Klimakonferenz unterzubringen, wird in Belém auf teilweise exotische Ausweich-Optionen zurückgegriffen. Denn die brasilianische Gastgeberstadt hat nicht genügend Hotelzimmer für eine derartige internationale Großveranstaltung. Die Zimmerpreise sind drastisch in die Höhe geschossen – für viele Konferenzteilnehmer aus armen Ländern unbezahlbar. Dabei soll sich die diesjährige Weltklimakonferenz eigentlich nicht nur durch die Nähe zum Amazonas-Regenwald, sondern auch zu den einfachen Menschen auszeichnen.
Die zweiwöchige Weltklimakonferenz COP30 beginnt am 10. November. Bislang haben aber erst rund 70 der 198 Teilnehmerstaaten verbindliche Zimmerreservierungen. „Das ist bei den anderen COPs nie vorgekommen“, sagt Marcio Astrini von der brasilianischen Organisation Observatório do Clima. „Normalerweise haben drei Monate vorher alle irgendeine Unterkunft.“
Im Juli hatten mehrere Länder sogar eine Verlegung des Konferenzortes gefordert, doch vergebens. Brasiliens Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva will ein Zeichen damit setzen, dass die Klimaverhandlungen in direkter Nähe zum größten tropischen Regenwald der Erde stattfinden. Warnungen vor Unterbringungsproblemen fegte er im Februar mit der Äußerung vom Tisch, die Delegierten könnten „unter den Sternen schlafen“.
Belém, die Hauptstadt des Amazonas-Bundesstaates Pará, hat allerdings nicht mal für die eigenen Einwohner genügend ordentliche Unterkünfte. In keiner anderen brasilianischen Regionalhauptstadt lebt ein so großer Anteil der Bevölkerung in Armenvierteln, den sogenannten Favelas: In Belém sind es 57 Prozent der 1,4 Millionen Einwohner.
Hotelbetreiber und Hausbesitzer wollen aus dem Zimmermangel Profit schlagen. So wurde beispielsweise ein Stundenhotel in der historischen Altstadt von Belém nach Renovierungsarbeiten kurzerhand in „Hotel COP30“ umbenannt. „Belém hat noch nie solch eine Veranstaltung ausgerichtet, und die Preise sind außer Kontrolle geraten“, sagt sein Manager Alcides Moura. Er versuchte, die Zimmer des „Hotel COP30“ für 1200 Dollar (rund 1000 Euro) pro Nacht loszuwerden. Das war dann doch zu viel, inzwischen hat er die Preise auf 200 bis 350 Dollar gesenkt.
Auch Ronaldo França will mitverdienen und vermietet zur COP30 erstmals sein Wochenendhaus in einem Vorort von Belém. „Ich verlange keine übermäßige Miete“, versichert der 65-jährige Rentner. Für die Unterkunft mit drei Doppelzimmern und Pool verlangt er 370 Dollar pro Nacht. Das Ferienhaus liegt allerdings rund 25 Kilometer vom Konferenzgelände entfernt.
Nach Angaben der Organisatoren mieten etwa 60 Prozent der COP-Delegierten Zimmer von privat. Die Hotels in Belém seien „fast voll“, sagt der Vorsitzende des Hotelverbands von Pará, Toni Santiago. Die Forderung der brasilianischen Regierung nach einer Deckelung der Hotelpreise in dem Konferenzort hat der Verband zurückgewiesen. Zur Entspannung der Lage wurden zwei Kreuzfahrtschiffe im rund 20 Kilometer vom Konferenzgelände entfernt gelegenen Hafen von Belém zu schwimmenden Hotels mit 6000 Betten umgerüstet. Weitere Unterkünfte werden in Schulen und Unis eingerichtet.