Politik, Proteste und viel Pomp

von Redaktion

König Charles empfängt US-Präsident Trump auf Schloss Windsor

Kutschfahrt mit König Richtung Schloss Windsor.

König Charles und Camilla mit Melania und Donald Trump beim Empfang in Schloss Windsor. © Caballero/AFP

Die Bilder von Trump und Epstein sind am Vorabend seines Staatsbesuchs bei König Charles III. überlebensgroß auf das Schloss Windsor projiziert worden (Mi.). Außerdem wurde ein Plakat ausgerollt. In London demonstrierten am Mittwoch hunderte Menschen. © Led By Donkeys, Dunham, Pettitt/dpa, AFP

Prinz William und seine Frau Kate begrüßten die Trumps am Hubschrauber. Anschließend ging es für alle zum Empfang nach Schloss Windsor. © Vogler/dpa

Windsor/London – Donald Trump schüttelte dem König die Hand, klopfte dem Thronfolger auf die Schulter und stieg dann in die verzierte Kutsche. Ungeachtet der angekündigten Proteste in London ist der US-Präsident auf Schloss Windsor zum Staatsbesuch im Vereinigten Königreich empfangen worden. An der Seite von König Charles III. wurde der mächtigste Mann der Welt durch den Schlossgarten gefahren – musikalisch untermalt von den Nationalhymnen beider Staaten.

Begleitet wurde Trump von First Lady Melania, die bei der Ankunft am Mittag durch ihren violettfarbenen Hut mit breiter Krempe auffiel, der ihr Gesicht teilweise verdeckte. In Empfang genommen wurden beide von Charles III., Königin Camilla, Prinz William sowie dessen Ehefrau, Prinzessin Kate. Am Abend wird das große Staatsbankett ausgerichtet – dann sollen der König und Trump auch jeweils eine längere Rede halten.

Das Vereinigte Königreich sei für ihn ein „sehr besonderer Ort“, hatte Trump kurz nach der Ankunft am Dienstabend gesagt, er „liebe“ es. Der US-Präsident ist großer Fan des Königshauses, 2019 war er bei seinem ersten Staatsbesuch von Queen Elizabeth II. empfangen worden. Aus Versehen hatte Trump Charles allerdings kurz vor seinem Abflug am Dienstag in Washington einmal „Prinz“ genannt.

Das Ausmaß der militärischen Zeremonie in Windsor sei „beispiellos“, teilte das britische Verteidigungsministerium mit. Es handle sich um die größte Begrüßungszeremonie im Vereinigten Königreich seit Menschengedenken.

In London herrschte allerdings eine ganz andere Stimmung. Am frühen Nachmittag haben hunderte Menschen gegen den Staatsbesuch protestiert. Es sei „naiv“, zu glauben, dass Trump ein Interesse an der Unterstützung des Vereinigten Königreiches habe, nur weil er derart hofiert werde, teilte die Organisation „Stop Trump Coalition“ mit.

Die Polizei hatte angekündigt, die Proteste mit mehr als 1500 Beamten zu begleiten. Am Wochenende waren in London bereits mehr als 100 000 Menschen bei einer Demonstration der rechten Szene auf die Straße gegangen. Davon wollen sich die Anti-Trump-Aktivisten klar abgrenzen.

Am Dienstagabend, praktisch gleichzeitig zur Landung der Air Force One auf einem Londoner Flughafen, hatten Aktivisten Bilder von Trump und dem verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein auf einen Turm des Schlosses in Windsor projiziert und ein Riesenplakat ausgerollt – Aufnahmen, die Trump sicher nicht sehen wollte. Die Polizei teilte mit, vier Personen seien festgenommen worden. Die Affäre um den US-Multimillionär, der einen Missbrauchsring betrieben hatte, verfolgt Trump seit Monaten. Epstein, der offiziellen Angaben zufolge 2019 in Haft Suizid begangen hat, hatte beste Kontakte in die amerikanische High Society – und auch zu Trump. Der US-Präsident bestreitet aber vehement, in die Verbrechen Epsteins verwickelt gewesen zu sein.

In Großbritannien traf der Epstein-Skandal den innersten Kreis des Königshauses. Auch der Bruder von König Charles III., Prinz Andrew, war einst mit Epstein befreundet. Eines der Opfer warf ihm vor, sie als Minderjährige mehrfach missbraucht zu haben. Andrew stritt die Vorwürfe stets ab. Eine Klage endete im Vergleich. Erst vor wenigen Tagen musste Premierminister Keir Starmer seinen Botschafter in Washington abberufen, weil auch dieser enge Beziehungen zu Epstein gepflegt hatte.

In Windsor war die Stimmung heute weitestgehend ruhig. Vor einem der Schlosstore versammelten sich Befürworter und Gegner des Staatsbesuchs sowie Scharen von Journalisten. Der 63 Jahre alte Rentner Tim Miles sagte, dass Trump gezeigt werden müsse, dass er nicht willkommen sei. Auf seiner roten Baseballkappe, die an die MAGA-Mützen der Trump-Unterstützer erinnert, steht geschrieben: „Make America Go Away“.

Am heutigen Donnerstag wird es dann politisch. Da trifft sich Donald Trump unter anderem mit Premierminister Keir Starmer. Die britische Regierung verkündete vorab einen „Technologie-Wohlstands-Pakt“ mit Washington mit milliardenschweren US-Investitionen in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Quantentechnologie und Nuklearenergie.

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