Stockende Abwicklung: Passagiere warten am Samstag in einem Terminal am Berliner Flughafen BER. © Carsten Koall/dpa
Berlin – Check-in mit Papierlisten und Stift: Wegen des Cyber-Angriffs auf einen Flughafen-Dienstleister meldeten am Wochenende in Europa vier Flughäfen Probleme bei der Passagierabfertigung. Die Flughäfen Berlin, Brüssel, Dublin und London Heathrow sind von den IT-Problemen betroffen, wie die Flugsicherungs-Dachorganisation Eurocontrol auf dpa-Anfrage mitteilte. Da die Passagiere nicht wie gewohnt abgefertigt werden können, kam es bis zum Sonntag zu Verzögerungen, langen Warteschlangen und auch Annullierungen.
Ein IT-Dienstleister ist am Freitagabend angegriffen worden, wie der Flughafen Berlin mitteilte. Die Verbindungen zu den Systemen habe der Flughafen daraufhin gekappt.
„Derzeit versuchen wir, mit Papierlisten und Bleistift zum Abhaken zu arbeiten und bemühen uns um eine schnelle Behebung. Daher dauert es alles länger“, sagte am Samstag ein Sprecher in Berlin. Wie lange der Ausfall noch dauern werde, sei unklar.„Aufgrund einer technischen Störung bei einem europaweit eingesetzten Systemanbieter kommt es zu längeren Wartezeiten“, teilte der Flughafen Berlin den Reisenden auch am Sonntagnachmittag noch in einem Laufband auf seiner Internetseite mit. „Es gibt noch keine Entwarnung“, sagte ein Sprecher. Vorläufige Bilanz: Am Samstag seien vier Landungen und acht Abflüge gestrichen worden. Verspätungen seien in der Regel kürzer gewesen als 45 Minuten. Am Sonntag war es zunächst relativ ruhig. Am Abend wurde allerdings mit einem ersten Andrang von Besuchern und Sportlern des Marathons gerechnet.
Zugleich wurde mitgeteilt: „Der Flughafen selbst ist nicht Ziel des Cyber-Angriffs gewesen und davon nur indirekt betroffen.“ Laut den Flughäfen BER und London Heathrow ist die Firma Collins Aerospace betroffen, das Unternehmen bestätigte der Deutschen Presse-Agentur „eine cyberbedingte Störung“ an einigen Flughäfen. „Wir arbeiten aktiv daran, das Problem zu beheben und die volle Funktionalität für unsere Kunden schnellstmöglich wiederherzustellen. Die Auswirkungen beschränken sich auf den elektronischen Check-in und die Gepäckabgabe und können durch manuelle Check-in-Vorgänge abgemildert werden“, schrieb Collins Aerospace. Der Systemanbieter wird europaweit an Flughäfen eingesetzt. Neben Berlin sind noch andere europäische Flughäfen betroffen, eine Bestätigung dafür gab es vom Flughafen Brüssel in Belgien und Heathrow in Großbritannien.
Das US-Unternehmen ist in verschiedenen Bereichen der Luft- und Raumfahrttechnologie tätig. Neben der Herstellung von Komponenten für die Luftfahrtindustrie entwickelt Collins Aerospace eigenen Angaben auf der Homepage zufolge unter anderem Systeme für militärische Anwendungen und ist in der Raumfahrttechnologie tätig.
Die Flughäfen Frankfurt, München, Düsseldorf und Hamburg berichteten bereits am Samstag, nicht betroffen zu sein. „Der Flughafen Frankfurt ist vom Cyber-Angriff nicht betroffen“, sagte eine Sprecherin. Die IT prüfe aber die Systeme und Lage ganz genau. Es könne aufgrund der Probleme an anderen Flughäfen aber auch in Frankfurt zu Auswirkungen kommen, etwa Verspätungen. Passagiere wurden gebeten, sich zu informieren.
Auch in Hannover, Dresden, Leipzig/Halle, Nürnberg, Bremen und Köln hieß es, der Betrieb laufe normal. Der Flughafen in Münster hingegen sei am Freitagabend gegen 22 Uhr betroffen gewesen, so eine Sprecherin. Allerdings habe man innerhalb von 30 Minuten auf die eigene IT umstellen können.