Bambini unerwünscht?

von Redaktion

Italien: Bußgelder für kickende Kinder und Restaurant-Verbote

In manchen Restaurants sind Kinder unerwünscht. © Getty

Murano – Italien galt einmal als das Land der großen Kinderliebe. Nun gibt es immer mehr Episoden, die an diesem Narrativ zweifeln lassen. Vor Tagen berichtete die Zeitung „Il Gazzettino“ von einem besonders eklatanten Fall. 14 Kinder spielten kürzlich auf einem Platz der Insel Murano bei Venedig Fußball. Ein Anwohner fühlte sich gestört und meldete den Lärm der Polizei. Die kam, nahm die Personalien der Zwölf- bis 13-Jährigen auf und verhängte Bußgelder gegen die Familien. 50 Euro pro Kopf, zu zahlen innerhalb von 60 Tagen.

Die Bestrafung fußballspielender Kinder löste Empörung nicht nur bei den betroffenen Eltern, sondern in der Stadt und über ihre Grenzen hinaus aus. Stadtrat Marco Gasparinetti verurteilte den Fall und betonte die Unverhältnismäßigkeit der Strafe. „Taschendiebe? Drogendealer?“, schrieb Gasparinetti auf Facebook. Nein, kickende Kinder. Aus seiner Sicht wäre es „pädagogischer“ gewesen, die Kinder zum Stoppen des Spiels aufzufordern und das Verbot zu erklären, anstatt Geldstrafen zu verhängen.

„Solange es Kinder gibt, die in Venedig Fußball spielen, solange ist die Stadt am Leben“, protestierte Stadtpfarrer Roberto Donadoni.

Sogar aktive Fußballer und Kicker im Ruhestand meldeten sich angesichts des Vorfalls auf dem Campo Signoretto in Murano zu Wort. Ex-Venedig-Stürmer Joel Pohjanpalo meinte: „Venedig muss die Stadt der Kinder bleiben!“ 2019 verbot die Stadt Venedig das Ballspielen auf einigen ausgewiesenen Orten in der Stadt mit Verweis auf „Gefahren oder Belästigung von Personen“. Die Regel gilt für Kinder ab zwölf Jahren.

Der Fall passt zu anderen Vorfällen über zunehmende Kinder-Unfreundlichkeit in Italien. So gab es in der letzten Zeit im früher als besonders kinderfreundlich geltenden Italien mehrere Berichte über Verbote für Kinder in Restaurants oder Strandanlagen. Ein Strandbad in Milano Marittima machte jüngst Schlagzeilen, weil es Kindern den Zutritt erst ab einem Alter von zehn Jahren erlaubte. Der Grund: Die Ruhe der anderen Gäste solle nicht gestört werden. JULIUS MÜLLER-MEININGEN

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