Southport: Eltern kämpfen für Veränderungen

von Redaktion

Besuchte eine Schule: Prinzessin Kate. © Mulholland/AFP

Liverpool – Wer versucht, sich vorzustellen, das eigene Kind bei einem Amoklauf zu verlieren, erschrickt schon beim ersten Gedanken daran. Im englischen Liverpool berichteten in diesen Tagen die Eltern dreier kleiner Mädchen öffentlich von ihrem Leben danach – weil sie dafür kämpfen, dass so etwas nie wieder passiert. Die Aufarbeitung der Southport-Morde, die eng vom Königshaus begleitet wird, soll dem Verlust wenigstens einen Sinn verleihen.

„Keine Erklärung, kein Bericht, keine Entschuldigung“ werde ihre Tochter jemals zurückbringen, sagte die Mutter von Bebe. Sie ist sechs Jahre alt, als vor gut einem Jahr ein junger Mann in einen Taylor-Swift-Tanzkurs eindringt und mit einem Messer um sich sticht. Bebe, die siebenjährige Elsie und die neunjährige Alice sterben. „Diese Untersuchung“, sagt Bebes Mutter nun, solle nicht zu „einer weiteren reinen Formalität werden“.

Am Dienstag besuchten Prinz William und seine Frau, Prinzessin Kate, die Schule, auf die eines der Mädchen gegangen war. Das Paar wurde von den Schülern bejubelt, der Nachrichtenagentur PA zufolge sprachen William und Kate eine halbe Stunde lang im Privaten mit den Eltern des ermordeten Mädchens. An diesem „schrecklichen Tag“ habe sich das Leben vieler Menschen verändert, sagt Prinz William bei dem Besuch. Die Betroffenen würden „niemals vergessen werden“, sichert er ihnen zu. Es war der zweite Besuch des Thronfolger-Paares in Southport, im vergangenen Jahr war es der erste offizielle gemeinsame Auftritt nach Kates Chemotherapie.

Die Tat am 29. Juni 2024 hat Großbritannien erschüttert. Der Mörder, der noch acht weitere Kinder und zwei Erwachsene verletzte, war mit 17 Jahren fast selbst noch ein Kind, er wurde zu mindestens 52 Jahren Haft verurteilt. Die öffentliche „Southport Inquiry“, die Untersuchung der Tat, wurde eröffnet, um die Umstände des Angriffs und die Ereignisse, die dazu geführt haben, zu untersuchen. Das klingt formalistisch, doch die Anhörungen sind teils extrem emotional.

Zu Wort kamen bislang neben den Eltern der Opfer auch weitere Betroffene – etwa die Tanzlehrerinnen – und an den Ermittlungen beteiligte Behörden, wie die Nachrichtenagentur PA aus dem Saal berichtet. Auch die Eltern des Täters werden gehört. Das Format ist in dieser Öffentlichkeit schwierig mit der Aufarbeitung von Verbrechen in Deutschland zu vergleichen.

Es müsse eine echte Veränderung herbeigeführt werden, sagte Bebes Mutter, damit „kein anderes Kind, keine andere Schwester, keine andere Familie jemals das erleiden muss“, was ihre Familie erlitten habe. „Ihr Name war Bebe“, sagte sie. „Sie war gerade einmal sechs Jahre alt. Und sie hätte so viel mehr verdient. Sie hätte es verdient zu leben.“

Elsies Mutter erzählte von dem „Albtraum“, jede Nacht an einem leeren Bett vorbeizugehen. Der Albtraum ende nicht, sagte sie. „Wir haben an diesem Tag alles verloren.“

Artikel 6 von 7