Aus dem Labor: Echte Burger für Vegetarier?

von Redaktion

Künstliches Fleisch aus dem Labor. © Parry/dpa

Berlin – Vegetarier essen kein Fleisch von getöteten Tieren. Nur die Produkte von Tieren wie Milch, Eier und Honig dürfen bei ihnen auf den Teller kommen. „Ich habe nicht aufgehört, Fleisch zu essen, weil ich den Geschmack nicht mehr mochte“, erklärt die US-amerikanische Sozialpsychologin Melanie Joy und fügt hinzu: „Ich wollte einfach aufhören, Tieren zu schaden.“

Damit ist sie nicht allein: Viele Menschen werden nicht zu Vegetariern, weil ihnen Fleisch nicht mehr schmeckt, sondern aus Mitgefühl. Für diejenigen, die weiter Lust auf Steak oder Bacon haben, stellt Laborfleisch eine fast ideale Lösung dar.

Vegetarier auf der Suche nach Fleisch-Geschmack greifen bisher gerne zu pflanzlichen Ersatzprodukten. Während beim echten Fleisch der Pro-Kopf-Verzehr laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im vergangenen Jahr bei 53,2 Kilogramm pro Person liegt, gehen von Veggie-Burger, Tofuwurst oder Seitanmortadella nur vergleichsweise wenige über die Ladentheke. Das Statistische Bundesamt nennt dabei zum Vergleich zumindest eine Zahl: rund 1,5 Kilogramm pro Kopf, die im Jahr 2024 in Deutschland produziert wurden.

Für den Forscher Mark Post ist dieses Verhältnis keine Überraschung. Der Professor von der Universität Maastricht sieht „Anzeichen auf dem Markt, dass diese Produkte nicht als echte Alternativen zu Fleisch angesehen werden“. Pflanzliche Fleischersatzprodukte seien zwar leichter herzustellen, kultiviertes Fleisch aus dem Labor dagegen „die einzige Technologie, die echtes Fleisch liefern kann“, erklärt der Wissenschaftler, der 2013 mit seinem Team den ersten In-vitro-Burger aus Rinderstammzellen vorstellte und eine entsprechende Firma mitgegründet hat.

„Das sind keine Imitationen, sie sind nicht falsch. Es ist einfach Fleisch, das auf eine andere Art hergestellt wird“, erklärt Melanie Joy, die lange als Professorin an der Universität Massachusetts Boston unterrichtete.

Laborfleisch ist ein Produkt auf der Basis von Zellen, die lebenden Tieren entnommen werden. Post: „Man benötigt nur einen Bruchteil der Tiere, die derzeit genutzt werden.“ Einige Unternehmen schaffen nach Worten des Experten mittlerweile Zelllinien, die sich fast unbegrenzt vermehren können.

Dass die Forschung mit großen Schritten voranschreitet, zeigt etwa eine 2024 im Fachjournal „Nature“ veröffentlichte Studie. Demnach gelang es Forschern der Tufts University in den USA, Rindermuskelzellen erfolgreich auf einem Gerüst aus preiswertem, texturiertem Sojaprotein zu züchten. Der Clou: Das Trägermaterial ist selbst essbar und verleiht dem Endprodukt eine fleischähnliche, faserige Textur. Dieser Ansatz könnte die Produktionskosten senken und einmal die Herstellung im großen Stil ermöglichen.

Noch ist es Zukunftsmusik: In der EU gibt es bisher keine Zulassung für Laborfleisch.

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