KI hat bei Beziehungsstress nichts zu suchen. © Klose/dpa
Stuttgart – Künstliche Intelligenz (KI) dringt in immer mehr Bereiche des täglichen Lebens ein. Paartherapeutin Meriam Axtmann warnt jedoch davor, Beziehungsfragen mithilfe von KI zu klären. „Wir verlernen die Sprache der Nähe, wir verlernen die Kunst des Streitens, des Versöhnens“, sagte Axtmann der „Stuttgarter Zeitung“. „Der Mensch braucht ein Gegenüber, um zu wissen, wer er ist“, betonte sie. „Ohne Du kein Ich!“ Das aber gehe in der Kommunikation mit einer Maschine verloren. ChatGPT antworte zwar und liefere Informationen. „Doch echte Nähe ist das nicht.“ Die KI sehe „die unterdrückten Tränen nicht“, sagte Axtmann.
Es bestehe das Risiko, dass die von der Maschine vorgetäuschte Intimität die eigentlichen Intimitäten ersetze. „Und dann lebt man aneinander vorbei, redet mit der Maschine viel mehr als miteinander, verlernt, Konflikte miteinander auszutragen, verlernt zu deuten, was der andere möchte“, sagte die Paartherapeutin und resümierte: „Man verlernt zu lieben.“
Auf die Frage, mit welchen Anliegen sich Menschen an die KI wenden, sagte Axtmann, dies sei zum Beispiel bei Liebeskummer der Fall oder bei Fragen, die Beziehungen betreffen, etwa: „Wie sage ich meinem Mann, dass ich keinen Sex mit ihm haben möchte?“ Axtmann nannte ein weiteres Beispiel: „Eine Patientin hatte eine Fernbeziehung und hat alle ihre WhatsApp-Nachrichten von ChatGPT schreiben lassen. Bis ihr Mann gefragt hat: Wer bist du eigentlich? Ich kenne dich so gar nicht.“