London – Es gab Zeiten im Vereinigten Königreich, da galt Prinz Andrew als Lieblingskind der Queen. Heute, nach seinem beispiellosen Fall im Skandal um Sexualstraftäter Jeffrey Epstein, ist der 65-Jährige zur größten Belastung für die britische Monarchie und seinen Bruder, König Charles III., geworden.
Nach neuen mutmaßlichen Beweisen für die wohl tiefe Freundschaft zwischen Andrew und Epstein und kurz vor der Veröffentlichung der Memoiren des bekanntesten Opfers hatte der Prinz am Freitagabend seine verbliebenen Titel aufgegeben (wir berichteten). „Nach Diskussionen“ mit dem König und seiner Familie, steht in der offiziellen Mitteilung. Der Tenor der britischen Medien ist aber klar: Andrew musste verzichten – sonst hätte der König den Sturz angeordnet.
Andrew bestreitet – auch in der jüngsten Mitteilung – alle Vorwürfe. Die gebürtige US-Amerikanerin Virginia Roberts Giuffre, deren Memoiren am 21. Oktober erscheinen, hatte Andrew vorgeworfen, sie als Minderjährige missbraucht zu haben. Ihre Klage gegen den Prinzen endete 2022 in einem wohl millionenschweren Vergleich. Sie nahm sich im April im Alter von 41 Jahren das Leben.
Nach der Aufhebung der königlichen Titel von Prinz Andrew hat sich die Familie seines mutmaßlichen Opfers zufrieden gezeigt. Seine Schwester Virginia Giuffre sei mit der Entscheidung des britischen Königshauses seiner Ansicht nach rehabilitiert, sagte Sky Roberts der BBC. „Wir haben heute viele Tränen der Freude und der Trauer vergossen“, sagte Roberts.
Andrews frühere Einlassungen zu dem Skandal wirkten nicht glaubwürdig. Nur Monate nach Epsteins Tod 2019 hatte er sich zu einem Interview mit der BBC hinreißen lassen, das zum Desaster wurde. Er ließ kaum Mitleid mit den Opfern Epsteins erkennen, bereute nicht, mit ihm befreundet gewesen zu sein. Prinz bleibt Andrew als drittältestes Kind von Queen Elizabeth II. – auch bleibt er an Position acht der britischen Thronfolge. Thronfolger Prinz William soll eine der treibenden Kräfte hinter dem Ausschluss von Andrew gewesen sein. Wie es heißt, kann Andrew auf Schloss Windsor wohnen bleiben. Bei den traditionellen Weihnachtsfeiern der Familie ist er aber unerwünscht.