Eine Zelle im Gefängnis La Santé. © SAKUTIN/AFP
Sarkozys Sohn Jean und Tochter Giulia © JULIEN DE ROSA/AFP
Zahllose Menschen versammelten sich in Paris, um Sarkozy auf dem Weg ins Gefängnis zu begleiten. © JULIEN DE ROSA/AFP
Vereint zum Gefängnis: Nicolas Sarkozy und seine Frau Carla Bruni © JULIEN DE ROSA/AFP
Paris – Frankreichs früherer Präsident Nicolas Sarkozy hat nach der Verurteilung zu fünf Jahren Gefängnis in der Libyen-Affäre seine Haft angetreten. Der 70-Jährige kam am Morgen begleitet von einem riesigen Medienauflauf im Pariser Gefängnis La Santé an, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Sarkozy werde in der Haftanstalt in einem isolierten und besonders geschützten Bereich untergebracht, sagte sein Anwalt. Eine Vorzugsbehandlung erwarte ihn nicht.
„Nicolas, Nicolas“, skandierten die Unterstützer, die sich zur Abfahrt von Sarkozy ins Gefängnis in der Nähe seines Hauses versammelt hatten. „Sarkozy ist da“, tönte es knapp 20 Minuten später aus den Zellen seiner Mithäftlinge in der Pariser Justizvollzugsanstalt Santé. Auf dem Weg dahin wurde das schwarze Polizeiauto von zahlreichen Sicherheitskräften und Journalisten auf Motorrädern eskortiert.
Weil er „Korruption auf höchstem Niveau“ vorbereitet hatte, war Sarkozy im September zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass enge Mitarbeiter für ihn mit der libyschen Führung verhandelten, um Geld für seinen Präsidentschaftswahlkampf zu erhalten. Sarkozy selbst beteuert weiter seine Unschuld – zuletzt noch in einem pathetischen Text im Onlinedienst X wenige Minuten vor seiner Abfahrt in die Haftanstalt.
Zwischen 2007 und 2012 wohnte und arbeitete er im prächtigen Élysée-Palast, nun hat er eine Einzelzelle zugeteilt bekommen. Nach Auskunft von Gefängnismitarbeitern sind die Zellen im Gefängnis Santé neun Quadratmeter groß. Ein schmales Bett und ein Schreibtisch sind am Boden festgeschraubt. Es gibt eine Kochplatte, einen Fernseher, ein abhörbares Festnetztelefon und eine Toilette ohne Deckel.
Kontakt zu anderen Häftlingen wird Sarkozy nicht bekommen. Einmal täglich darf er eine Stunde in einem vergitterten, vor Blicken geschützten Hof spazieren, drei Mal wöchentlich kann er Besuch empfangen. Sarkozy habe Ohrenstöpsel und warme Sachen eingepackt, sagte einer seiner Anwälte. Im Gefängnis sei es oft laut und kalt.
Sarkozys Gefängnis-Lektüre ist Programm: Er habe eine Biografie von Jesus und den Roman „Der Graf von Monte Christo“ dabei, ließ er wissen. Heilsbringer und zu Unrecht verurteilte historische Gestalten haben es Sarkozy derzeit angetan.
Bei seinem Abschiedsumtrunk war es ihm nicht zu peinlich, den Bogen zu dem jüdischen Offizier Alfred Dreyfus zu schlagen, der infolge einer antisemitischen Intrige Ende des 19. Jahrhunderts fälschlich wegen Landesverrat verurteilt worden war.
Dreyfus zählt zu den prominenten historischen Santé-Häftlingen – ebenso wie der Serienverbrecher Jacques Mesrine und Maurice Papon, der die Deportation französischer Juden organisierte.
Sarkozys Anwälte gehen davon aus, dass sie ihren Mandanten nach spätestens vier Wochen wieder abholen können. Das entspricht der durchschnittlichen Bearbeitungszeit für einen Antrag auf vorzeitige Haftentlassung. Den hatten die Anwälte bereits gestellt, als sie wenige Minuten nach Sarkozys Ankunft aus der Justizvollzugsanstalt traten und sich an die wartenden Journalisten wandten. „Es ist eine Schande, ihn einzusperren“, erklärten sie. Er könnte eine Fußfessel bekommen.
Die Zeit in der Zelle dürfte Sarkozy vorerst nicht lang werden. Er hat bereits angekündigt, ein Buch über seine Erfahrungen schreiben zu wollen. Zudem dürfte er viele prominente Besucher bekommen, angefangen bei Justizminister Gérald Darmanin, einem ehemaligen Parteigenossen.