Das Spiel „Waldland“ auf der Messe „Spiel Essen“.
Essen – Ein Großteil der Menschen in Deutschland tut es – und immer sind Emotionen dabei. Gesellschaftsspiele mit Würfeln, Karten oder Spielfiguren sind auch im digitalen Zeitalter laut Branche stark gefragt. Knapp 70 Prozent spielen einmal oder mehrmals im Monat zusammen, wie nun eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Appinio zum Start der „Spiel Essen 2025“ – der weltgrößten Publikumsmesse für Brettspiele – ergeben hat.
Deutschland gilt Experten zufolge als absolutes Spieleland. Das gemeinsame Spielen habe eine lange Tradition und sei in der Gesellschaft fest verankert. Und der Markt wächst. Jedes Jahr kommen rund 1000 neue Titel raus. Die Gruppe Spiele und Puzzles wächst innerhalb des gesamten Spielwarenmarkts deutlich überproportional, wie der Verband der Spielwarenindustrie für 2025 bis Mitte September meldete.
Spielen schaffe Verbindung und Gemeinschaft und fördere die emotionale Intelligenz, betont Carol Rapp vom Merz Verlag, der die „Spiel Essen“ ausrichtet. Der Verlag hatte die Umfrage zur Nutzung von Gesellschaftsspielen beim Marktforscher Appinio beauftragt – 1000 Menschen zwischen 16 und 65 Jahren seien dazu online Anfang Oktober repräsentativ befragt worden.
„Analoge Spiele erfüllen weit mehr als nur eine Unterhaltungsfunktion“, sagt der Soziologe Johannes Blumenberg. „Das Bedürfnis zu spielen ist uns in die Wiege gelegt“, meint der Spielkritiker und augenzwinkernd selbst ernannte Minister für Brettspielspaß. „Am Spieltisch begegnen wir uns auf Augenhöhe – unabhängig von Alter, Geschlecht, von Herkunft, politischer Meinung, sexueller Orientierung oder körperlichen Einschränkungen.“
In analogen Spielen lassen sich Rollen erproben, es wird zwischen Kooperation und Konkurrenz jongliert, man muss Regeln beachten. Soziale Nähe, physische Gemeinschaft gehören dazu. „Dieses unmittelbare, leibliche Erleben lässt sich durch digitale Medien kaum ersetzen“, beobachtet Blumenberg. Und: „Gesellschaftsspiele sind hier fest im Familienalltag verankert.“
Die neuen Spiele, die rund 950 Anbieter aus 50 Ländern in Essen präsentieren, belegen die wachsende Vielfalt. Beim Strategiespiel „Waldland“ gilt es, ein gesundes Ökosystem zu errichten. Spielfans können ins alte Ägypten oder chinesische Kaiserreich abtauchen, ebenso in die Zukunft reisen, um dort die Welt zu retten. Man kann gegen Drachen kämpfen, in der Tiefsee forschen oder auf den Spuren der Physikerin Marie Curie von 1867 bis 1934 wandeln.
Analoge Spiele sind eine „Inspirationsquelle“, beschreibt Pädagogin und Spielautorin Anja Wrede. Es werde nicht nur im privaten Umfeld gespielt, sondern auch an vielen andern Orten.