Einsamkeit belastet die Psyche. © Stratenschulte/dpa
Berlin – Ein starkes soziales Netz ist gesund, Einsamkeit kann hingegen schädlich sein – und zwar nicht nur für die Psyche, sondern auch für den Körper. Diesbezüglich ist sich die Wissenschaft größtenteils einig.
Die positive Wirkung der wahrgenommenen Unterstützung zeigte beispielsweise erst kürzlich eine groß angelegte Metaanalyse mit 604 Studien aus über 30 Ländern, die im Fachjournal „Psychological Bulletin“ der American Psychological Association veröffentlicht wurde. Menschen, die sich von Familie, Freunden oder Kollegen unterstützt fühlen, haben demnach im Durchschnitt eine bessere psychische und körperliche Gesundheit als andere. Sie sind zudem zufriedener und erfolgreicher.
Leider funktioniert dieses Phänomen auch umgekehrt. Elnaz Pourzare, Mitglied beim Bundesverband deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP), erklärt mögliche Wirkungen im Körper: „Einsamkeit ist kein bloßes Gefühl, sondern ein komplexer psychobiologischer Stresszustand. Wenn Menschen über längere Zeit soziale Isolation oder einen Mangel an Zugehörigkeit empfinden, reagiert der Körper ähnlich wie bei chronischem Stress: Das Stresshormon Cortisol bleibt dauerhaft erhöht, das Immunsystem wird geschwächt, und entzündliche Prozesse im Körper werden begünstigt.“
Studien zeigen nach Angaben der Bonner Psychologin, dass Einsamkeit mit einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen, Schlafstörungen und sogar einer verkürzten Lebenserwartung verbunden ist. Schließlich sei der Mensch ein soziales Wesen, werde dieses Bedürfnis nicht erfüllt, habe das negative Konsequenzen. „Auch neurobiologisch hinterlässt Einsamkeit Spuren: Im Gehirn wird das sogenannte „soziale Schmerzsystem“ aktiviert – dieselben Areale, die auch bei körperlichem Schmerz reagieren“, erklärt Pourzare. „Dieser dauerhafte Aktivierungszustand führt dazu, dass Betroffene empfindlicher auf soziale Zurückweisungen reagieren und sich noch stärker zurückziehen – ein Kreislauf, der sowohl psychisch als auch körperlich belastet.“
Generell ist das Thema Einsamkeit in den vergangenen Jahren zunehmend in den Fokus gerückt. So hat etwa die nordrhein-westfälische Landesregierung Ende vergangenen Jahres einen ersten Aktionsplan gegen Einsamkeit verabschiedet. Unter dem Titel „Du+Wir=Eins – Nordrhein-Westfalen gegen Einsamkeit“ bündelt der Plan 100 Maßnahmen gegen Einsamkeit aller Ministerien der Landesregierung.
Der Plan soll Betroffenen dabei helfen, sich besser über Einsamkeit zu informieren und zu vernetzen. Er sieht unter anderem vor, Unterstützungsangebote auszubauen.