Das Ende des Schürzenjägers

von Redaktion

Beifall für Degradierung von Prinz Andrew – Monarchie-Gegner prüfen Klage

Früher umschwärmt: Prinz Andrew galt schon in jungen Jahren als Schürzenjäger. © John Redman/dpa

London – Die historische Entscheidung des britischen Königs Charles III., seinem Bruder Andrew wegen seiner früheren Verbindungen zum US-Sexualstraftäter Jeffrey Epstein sämtliche königlichen Titel zu entziehen, ist in Großbritannien auf breite Zustimmung gestoßen. Während der Live-Übertragung der BBC-Talkshow „Question Time“ brach das Publikum im Saal spontan in Beifall aus, als die Nachricht verkündet wurde.

Es handle sich um eine „große, große Entwicklung“, sagte die Mitautorin der Memoiren von Virginia Giuffre, die Andrew beschuldigt hatte, sie als Minderjährige missbraucht zu haben: „Dass jemand, der die Macht hat und derart respektiert wird wie der König, sagt: ‚Ich glaube dir‘ – das ist historisch. Es ist eine Würdigung von Virginia. Es ist eine Würdigung ihres Buches“, sagte die Ghostwriterin Amy Wallace dem Sender BBC. Kulturministerin Lisa Nandy nannte den Schritt von Charles III. „wirklich mutig, wichtig und richtig“.

Der Buckingham-Palast hatte am Donnerstagabend die Entscheidung des Königs verkündet, seinem Bruder alle Titel und Ehren abzuerkennen (wir berichteten). Dieser wird demnach künftig den Namen Andrew Mountbatten Windsor tragen. Zudem wirft Charles III. seinen Bruder aus seinem bisherigen Wohnsitz Royal Lodge auf dem Gelände von Schloss Windsor und schiebt ihn faktisch ab auf das rund 150 Kilometer von London entfernte Anwesen Sandringham.

Vor knapp zwei Wochen hatte Andrew vor dem Hintergrund der gegen ihn erhobenen Vorwürfe bereits den Verzicht auf seinen Titel Herzog von York bekannt gegeben. Wenig später wurden neue Vorwürfe gegen den Prinzen bekannt, wonach er eine Schmutzkampagne gegen die von ihm mutmaßlich missbrauchte Virginia Giuffre losgetreten haben soll.

Der US-Milliardär Epstein war 2019 tot in seiner Gefängniszelle aufgefunden worden. Dem Investmentbanker wird vorgeworfen, zahlreiche Mädchen und junge Frauen, darunter Giuffre, missbraucht und an Prominente weitergereicht zu haben – auch an Andrew. Dieser weist die Vorwürfe zurück, 2022 zahlte er Giuffre jedoch mehrere Millionen Dollar. Im Gegenzug ließ sie ihre Klage gegen ihn fallen. Im April hat sie sich das Leben genommen

Der Königspalast erklärte zu den ergriffenen Maßnahmen, diese würden „als notwendig erachtet“, selbst wenn Andrew die gegen ihn erhobenen Vorwürfe bestreite. Weiter hieß es: „Ihre Majestäten möchten deutlich machen, dass ihre Gedanken und ihr tiefstes Mitgefühl den Opfern und Überlebenden jeglicher Form von Missbrauch gelten und weiterhin gelten werden.“ Giuffres Bruder Sky Roberts sagte der BBC, er begrüße den Schritt des Königs. Nun müsse jedoch „noch einen Schritt weiter“ gegangen werden: Andrew gehöre hinter Gitter. Die britische Anti-Monarchie-Gruppe Republic erklärte, sie habe Anwälte damit beauftragt zu prüfen, ob genügend Beweise vorlägen, um Andrew zivilrechtlich zu verfolgen. Andrew soll in Kürze aus seiner 30 Zimmer-Residenz Royal Lodge in Windsor ausziehen und aufs Privatanwesen in Sandringham ziehen. Finanziert wird der Umzug aus Charles‘ Privatvermögen.

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