Schon ein paar tausend Schritte täglich können Alzheimer verlangsamen. © Imago
Boston – Schon einige tausend Schritte täglich können einer Studie zufolge dazu führen, dass eine Alzheimer-Erkrankung langsamer voranschreitet. Die Analyse zeige erstmals Effekte bei Menschen, die bereits Alzheimer-typische Veränderungen im Gehirn haben, sagte Emrah Düzel vom Universitätsklinikum Magdeburg, der selbst nicht an der Studie beteiligt war. „Hier scheint körperliche Aktivität die Ausbreitung dieser Veränderungen über Jahre hinweg zu verlangsamen und in Verbindung damit die mentale Leistungsfähigkeit zu schützen.“
In Deutschland sind etwa eine Million Menschen von Alzheimer betroffen. Die Ursachen der Erkrankung, bei der Nervenzellen nach und nach absterben, sind noch nicht im Detail geklärt. Bekannt ist, dass unter anderem Diabetes, Schlafstörungen und Depressionen zu den Risikofaktoren zählen.
Bei körperlich aktiven Menschen mit präklinischem – also noch symptomlosem – Alzheimer wurde nun unter anderem ein geringerer kognitiver Abbau als bei körperlich inaktiven erfasst. Bereits 3000 Schritte am Tag können demnach dazu beitragen, dass sich im Gehirn weniger schnell schädigende Tau-Proteinklumpen ansammeln. Einen noch größeren Effekt haben 5000 bis 7500 Schritte, wie das Team um Wai-Ying Wendy Yau vom Mass General Brigham in Boston im Fachjournal „Nature Medicine“ berichtet.
Die Ergebnisse bestätigten, dass Bewegungsmangel ein Risikofaktor für Alzheimer ist, sagte Düzel, Direktor des Instituts für kognitive Neurologie und Demenzforschung des Klinikums. Generell könnten körperlich aktive ältere Menschen ihre Hirnsubstanz besser erhalten als körperlich inaktive.
Zum Mechanismus dahinter lasse sich aus der Studie nichts ableiten. Als Effekt komme zum Beispiel infrage, dass regelmäßiges Gehen die Kognition trainiert: „Die Personen müssen navigieren, sich orientieren und mit ihrer Umgebung interagieren.“ Trainiert werde zudem die kardiovaskuläre Gesundheit. Schließlich würden bei erhöhter körperlicher Aktivität eine Reihe blutgebundener Wachstums- und Schutzfaktoren freigesetzt, die sich positiv auf das Gehirn auswirken und die Ausbreitung von Tau verlangsamen könnten.