Übergewichtige sollen nachweisen, dass sie genug Geld für eine Behandlung in den USA haben. © Imago
Washington – Ein dickes Ding! Bisher konnten die falsche politische Einstellung, Herkunftsland oder Hautfarbe dafür sorgen, dass Visa-Anträge für die USA nicht genehmigt oder dass Reisende an den Grenzen abgewiesen wurden. Jetzt hat Donald Trump beschlossen, einer weiteren Gruppe von Menschen den Zutritt ins Land zu verweigern: Übergewichtigen.
Das US-Außenministerium hatte letzten Donnerstag alle US-Botschaften und Konsulate weltweit über eine neue Bestimmung informiert. Ab sofort sollen Visa-Anträge abgelehnt werden, wenn der gesundheitliche Zustand der Antragsteller das nationale Gesundheitssystem belasten könnte. In der Ankündigung wird explizit Fettleibigkeit erwähnt, da diese mit Asthma, Schlafapnoe, Bluthochdruck, Diabetes und Herz-Kreislauf-Krankheiten in Verbindung steht. „All diese Erkrankungen können teure, langfristige Behandlungen von Hunderttausenden von Dollar erfordern“, heißt es weiter.
Ausgenommen vom Visa-Verbot sind scheinbar Dicke mit dickem Geldbeutel. Denn die Visa-Beamten sollen prüfen, „ob die Antragsteller ausreichende finanzielle Mittel besitzen, die Kosten für medizinische Behandlungen über ihre gesamte voraussichtliche Lebensdauer decken zu können – ohne öffentliche Unterstützung in Anspruch nehmen zu müssen“.
Die neue Richtlinie zu den Dicken ist für die Einwanderungsanwältin Sophia Genovese in ihrer weitreichenden Form schockierend: „Ein gewisses Maß an medizinischer Prüfung gibt es bereits, aber nicht in dem Ausmaß, dass man spekuliert, ‚Was, wenn jemand einen diabetischen Schock erleidet?‘“ In der „Los Angeles Times“ befürchtet sie, dass die neue Verordnung „eine Vielzahl von Problemen verursachen wird, sobald Menschen zu ihren Konsulatsterminen gehen.“
Trump scheint eine merkwürdige Faszination für Fettleibigkeit zu haben. Die neue Verordnung kam nur einen Tag, nachdem der Präsident seinen sogenannten „Fat Shot“-Deal mit zwei Pharmaunternehmen bekannt gegeben hatte. In Zukunft soll der Preis für beliebte Abnehm-Medikamente wie Ozempic und Zepbound auf rund 150 Dollar pro Monat gesenkt werden (derzeit kosten sie etwa 350 Dollar monatlich). Zudem stellte er bei der Ankündigung seinen langjährigen Kommunikationschef Steven Cheung bloß: „Wo ist Steve? Der nimmt das!“CHRISTIAN THIELE