Trennungsschmerz: Darum leiden Männer anders

von Redaktion

Hamburg – Eine Trennung kann sich anfühlen, als würde einem der Boden unter den Füßen weggezogen – besonders, wenn sie überraschend kommt. „Ich fühlte mich, als hätte ich einen Herzinfarkt. Ich dachte, mein Leben ist vorbei“, beschreibt der Autor Sören Bauer den Moment, als seine Ex-Frau plötzlich Schluss machte. In seinem Buch „Sören und ich“ erzählt er, wie er den Schock überwand und die Trennung schließlich in etwas Positives verwandelte.

Doch mit dem ersten Schock ist es selten getan. Eine Trennung zu verarbeiten, ist oft langwierig und schmerzhaft – und jeder geht anders damit um. Dass Männer und Frauen dabei meist unterschiedlich reagieren, sei laut Beziehungscoach Daniela van Santen kein Klischee.

Frauen erleben in den ersten Wochen nach einer Trennung oft starken Schmerz und sprechen viel darüber, beobachtet van Santen. Das ginge häufig mit Schlaf- und Appetitlosigkeit einher und dem Phänomen, dass sie sich selbst die Schuld geben – ihr Kummer ist für andere sichtbar.

Männer wirken dagegen nach außen oft gefasst oder sogar gelöst, obwohl auch sie tiefen Schmerz empfinden. „Viele verdrängen ihre Gefühle, was fälschlich den Eindruck erwecken kann, sie seien bereits über die Trennung hinweg“, erklärt die Hamburger Liebeskummer-Expertin.

Das kommt Sören Bauer bekannt vor. Auch er verschwieg seine Trennung zunächst, weil er sie als persönliches Scheitern empfand – „etwas, das Männern besonders schwerfällt, einzugestehen“, sagt er. Doch warum ist das so?

Nach einer Trennung würden viele Männer nach außen kaum Schmerz zeigen. Jedoch: „Wenn sie zur Ruhe kommen, kommen die Gedanken – ob sie wollen oder nicht“, erklärt van Santen. Um auch diesen Schmerz zu vermeiden, stürzen sich viele in Arbeit, Sport oder andere Ablenkungen wie Dating-Apps – Gespräche über die Trennung finden laut van Santen selten statt.

Dass Männer oft früh wieder auf Dating-Portalen aktiv werden, bedeute aber nicht, dass sie schon abgeschlossen hätten: „Viele wollen damit ihren Selbstwert zurückgewinnen. Ich wollte mich wieder begehrt und gesehen fühlen“, beschreibt Bauer diese Reaktion.

Sport half ihm zu Beginn vor allem dabei, den Kopf freizubekommen – während er alles andere zunächst verdrängte. Männer seien eben häufig so sozialisiert, dass sie Gefühle nicht zeigen und über Schmerz kaum sprechen. Während Frauen nach einer Trennung meist früh reflektieren und daraus lernen, leiden Männer laut van Santen oft länger und intensiver – vor allem, wenn sie ihre Emotionen nicht verarbeiten.

Gesellschaftliche Erwartungen, Stärke zu zeigen und keine Schwäche einzugestehen, verstärkten dieses Verhalten.

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