Dänemark hängt die Briefkästen ab

von Redaktion

PostNord stellt die landesweite Zustellung klassischer Briefe ein – Nur noch Paketzustellung

Die typischen roten Briefkästen sind in Dänemark bald Geschichte. © Roxel/pa

Kopenhagen – Dänemark vollzieht einen historischen Schritt: Zum Jahresende 2025 stellt der staatliche Postdienst PostNord die landesweite Zustellung klassischer Briefe ein. Damit endet eine mehr als 400 Jahre alte Tradition. Im Rahmen dieser Umstellung sollen rund 1500 Stellen gestrichen und sämtliche öffentlichen Briefkästen im Land abgebaut werden, wie das Unternehmen mitteilte.

Die Entscheidung basiert vor allem auf dem starken Rückgang der Briefsendungen in Dänemark. Laut PostNord ist Dänemark weltweit eines der am stärksten digitalisierten Länder, und die Zahl der versendeten Briefe ist seit dem Jahr 2000 um 90 Prozent gesunken. Behörden und Unternehmen kommunizieren heute nahezu ausschließlich digital, private Briefe sind zur Ausnahme geworden. Künftig konzentriert sich das Unternehmen vollständig auf das Paketgeschäft, das vom boomenden Onlinehandel profitiert. Das defizitäre Briefgeschäft könne wirtschaftlich nicht mehr aufrechterhalten werden.

Mit dem Aus für den Brief verschwinden auch die roten Briefkästen aus dem dänischen Stadtbild. Die letzten Exemplare sollen Ende Dezember abgehängt werden. Einige werden Museen übergeben, eine flächendeckende Ersatzstruktur ist nicht geplant.

Schon in den vergangenen Jahren wurde die Briefzustellung in Dänemark immer weiter abgebaut und verteuert. Das günstigste Porto für einen Brief innerhalb Dänemarks mit einer Lieferzeit von bis zu fünf Tagen liegt derzeit bei knapp vier Euro. Einen Brief oder eine Postkarte ins Ausland zu verschicken, beispielsweise nach Deutschland, kostet sogar umgerechnet 6,70 Euro.

Die Zusteller von PostNord werden die letzten Briefe am 30. Dezember 2025 einwerfen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Dänen überhaupt keine Briefe mehr verschicken können. Es gibt weitere Logistikunternehmen, die auch Briefsendungen anbieten, darunter den kleineren Anbieter DAO.

Das Logistikunternehmen PostNord entstand 2009 aus dem Zusammenschluss des staatlichen dänischen Postunternehmens Post Danmark und dem schwedischen Posten AB. Dem dänischen Staat gehören 40 Prozent der PostNord-Aktien, dem schwedischen Staat 60 Prozent. Der dänische Unternehmensbereich beschäftigt derzeit etwa 4600 Mitarbeiter.

Nicht nur in Dänemark ist das Briefgeschäft rückläufig. Die Deutsche Post gab im März 2025 bekannt, bis zum Jahresende 8000 Stellen abbauen zu wollen. Auch in Deutschland werfen die Postboten schon heute seltener Briefe ein als früher. Ebenso plädiert die Royal Mail in Großbritannien seit Längerem dafür, nicht mehr an allen Wochentagen Briefe austragen zu müssen.

In Deutschland ist ein vergleichbarer Schritt laut DHL Group derzeit nicht absehbar. Zwar sinken auch hier die Briefmengen kontinuierlich, doch Geschäftskunden und Behörden sorgen weiterhin für stabile Grundvolumina. „Der Brief bleibt in Deutschland wichtig, und wir gehen davon aus, dass wir noch viele Jahre Briefe bearbeiten und zustellen werden“, sagte DHL-Sprecher Alexander Edenhofen gegenüber der „Bild“-Zeitung.CJM

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