Der angeklagte Todesfahrer vor Gericht. © Hartmann/AFP
Magdeburg – Im Prozess gegen den Todesfahrer vom Magdeburger Weihnachtsmarkt kommen immer mehr Betroffene zu Wort, schildern ihre Erinnerung an den Tatabend und die Folgen, die sie bis heute begleiten. Der Angeklagte folgte den Aussagen am elften Verhandlungstag im Landgericht Magdeburg mit gesenktem Kopf, teils versteckte er sein Gesicht.
Die Mutter eines getöteten Neunjährigen sagte als Zeugin aus. Unter Tränen, mit einem Kuscheltier vor sich und ihrem Partner an der Seite berichtete sie, wie sie ihren Kindern 50 Euro in die Hand gedrückt habe, damit diese allein über den Markt gehen konnten. Nachdem sie den Anschlag mitbekommen habe, sei sie schreiend auf die Suche nach dem Neunjährigen und seinem großen Bruder gegangen. Immer wieder unterbrach die Zeugin ihre Aussagen, wendete ein Taschentuch hin und her. „Unser Leben ist zerstört.“
Sie hatte sich gewünscht, dem Angeklagten im Gerichtssaal nicht ins Gesicht sehen zu müssen. Deshalb wurden, als sie in den Raum kam, kurzzeitig graue Sichtschutzwände aufgestellt vor der Glaskabine, in der der Angeklagte während der Verhandlungen sitzt. Während der Aussage der Mutter senkte der Angeklagte seinen Kopf so weit nach vorn, dass sein Gesicht kaum noch zu sehen war. Der Vorsitzende Richter, Dirk Sternberg, drückte der Zeugin seinen großen Respekt dafür aus, dass sie die Kraft gefunden habe, überhaupt etwas zu sagen. Es sei schwer, Worte für das zu finden, was geschehen sei.
Am Vortag hatte eine Anästhesistin von den dramatischen Umständen vor Ort berichtet und wie sie vergeblich versuchte, den schwerstverletzten Jungen wiederzubeleben. Eine Rechtsmedizinerin, die an der Obduktion beteiligt war, sagte als Sachverständige auf die Frage, ob es eine Rettungsmöglichkeit für den Jungen gegeben hätte: „Ich denke nicht.“