Die Natur-Pools wie der in Los Gigantes können bei starken Wellen zur Todesfalle werden. © Mkos83/Getty
Erst vor etwa einem Monat hatten mehrere Riesenwellen auf Teneriffa zahlreiche Menschen ins Meer gespült – darunter auch viele Touristen.
Santa Cruz de Tenerife – Durch starken Wellengang sind auf der spanischen Urlauberinsel Teneriffa wieder mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. Nach einer weiteren Person wurde gesucht. Die Menschen waren am Sonntag in einem Naturschwimmbecken im Westen der Kanaren-Insel von den Wellen überrascht worden. Erst vor einem Monat, am 8. November, hatten mehrere Wellen auf Teneriffa zahlreiche Menschen ins Meer gespült, drei kamen ums Leben.
Was ist am Sonntag genau passiert?
Die Wassermassen überspülten eine Steinmauer, die das Schwimmareal vom offenen Meer trennt, und brachen sich an umliegenden Felsen. Anschließend habe der Sog des zurückströmenden Wassers die Menschen mitgerissen. Bei zwei der Todesopfer handelte es sich um Slowaken. Zur Herkunft der anderen beiden Opfer des Unglücks bei Los Gigantes gab es zunächst keine offiziellen Angaben. Die Behörden hatten schon seit Tagen wegen hoher Wellen zu Vorsicht an den Küsten aufgerufen.
Wie entstehen solche Wellen vor den Kanaren?
„Das Phänomen jetzt hier in Teneriffa war ganz klar die Auswirkung eines schweren Sturms auf dem Atlantik und einer gefährlichen Brandung, die sich sozusagen dort abgezeichnet hat“, sagt Torsten Schlurmann, Professor an der Leibniz Universität Hannover und Leiter des Forschungszentrums Küste. Teneriffa gehört zur spanischen Inselgruppe der Kanaren, die vor der Westküste Nordafrikas im Atlantik liegt. Besonders im Herbst und Winter werden vor allem die West- und Nordküsten der Inseln oft von sehr großen Wellen getroffen, die etwa durch Stürme weit draußen im Atlantik entstehen. Diese großen und starken Wellen brechen in dem tiefen Meer rund um die Inseln erst ganz kurz vor der Küste und treffen fast ungebremst auf Land.
War das eine sogenannte Monsterwelle?
„In der Wissenschaft wird der Begriff der ,freak wave‘ üblicherweise nicht an Stränden verwendet“, erklärt Nils Goseberg, Professor an der TU Braunschweig. Monster- oder Riesenwellen durchziehen in der Regel den offenen Ozean, wo sie Schiffe stark beschädigen können. „Üblicherweise wird damit eine sehr außergewöhnliche Überlagerung von einzelnen Wellen, die dann an einer Stelle einen extrem hohen Wellenberg erzeugen, bezeichnet.“
Gibt es solche kraftvollen Wellen auf den Kanaren häufiger?
Die Kanaren werden im Winter eher von stärkerem Seegang getroffen. Im Frühling und Herbst gebe es mittleren Seegang und im Sommer geringeren Wellengang, erklärt Goseberg mit Bezug auf wissenschaftliche Daten, die über mehr als 30 Jahren erhoben wurden. Zum Vergleich der Kraft, die in den Wellen steckt: „Im Winter hat man zwischen 20 und 30 Kilowatt pro laufenden Meter an Seegangsenergie, während das dann im Sommer runtergeht auf 5 bis 10 Kilowatt.“
Welche Rolle spielt der Klimawandel?
Anders als bei den Windstärken, Temperaturerhöhungen oder Meeresanstieg gebe es keine Erkenntnisse, die eine Erhöhung der Wellenenergie aufgrund des Klimawandels erkennen lässt, berichtet Goseberg. Schlurmann verweist allerdings darauf, dass Stürme, die solche Wellen auslösen können, inzwischen häufiger vorkommen können aufgrund der Erwärmung der Ozeane.