Die mutigste Frau der Welt

von Redaktion

Obwohl ihr Gefängnis droht, will Nobelpreisträgerin Machado nach Venezuela zurück

Eine Szene von der Erstürmung des Tankers. © AFP

Sie ist doch noch gekommen: Maria Corina Machado begrüßt in der Nacht auf Donnerstag vom Hotel-Balkon ihre Unterstützer. © Andersen/AFP

Oslo – Um exakt 2.23 Uhr Ortszeit, tief in der kalten norwegischen Nacht, betrat Maria Corina Machado den Balkon des Grand Hotels in Oslo. Es folgten Tränen, Jubel und ein gemeinsames Singen der venezolanischen Nationalhymne. „Oslo, hier bin ich“, schrieb die Friedensnobelpreisträgerin anschließend in ihren Sozialen Netzwerken. Kurz zuvor war es zu einem emotionalen Wiedersehen mit ihrer Mutter und ihren Kindern gekommen.

Viele Wochen lang habe sie sich danach gesehnt und sich gefragt, wen der drei sie als Erstes umarmen würde. „Ich habe dann alle drei gleichzeitig umarmt, und es war einer der außergewöhnlichsten, ergreifendsten Momente meines Lebens“, sagte die 58-Jährige den Tränen nahe auf einer Pressekonferenz mit dem norwegischen Ministerpräsidenten Jonas Gahr Store. „Ich werde das nie vergessen, denn letztendlich bin ich nur eine von Millionen von venezolanischen Müttern, die sich danach sehnen, ihre Kinder in die Arme zu schließen.“

Maria Corina Machado hatte es nicht pünktlich zur Vergabe der Auszeichnung geschafft. Sie sei zunächst mit dem Boot nach Curacao und von da aus dann weiter nach Europa gereist. Die venezolanische Generalstaatsanwaltschaft hatte vorher angekündigt, sollte Machado das Land verlassen, würde sie künftig als „flüchtig“ geführt werden und könnte bei der Einreise verhaftet werden. Die venezolanische Regierung kritisierte die Nobelpreiszeremonie als politische Show. Vizepräsidentin Delcy Rodríguez sagte im staatlichen Fernsehen: „Das sah aus wie eine Totenwache, es war ein totaler Misserfolg. Die Show ist gescheitert, denn die Dame (Machado) ist nicht erschienen.“ Die Auszeichnung für die venezolanische Oppositionsführerin bezeichnete Rodríguez als einen „mit Blut befleckten Preis“.

Obwohl ihr die Verhaftung droht, will Machado will nach ihrem Besuch in Norwegen in ihr Heimatland zurückkehren, in dem sie im Untergrund lebt. „Natürlich kehre ich zurück“, sagte sie am Donnerstag der britischen BBC. Sie sei sich der Risiken, die sie eingehe, vollkommen bewusst. Sie wolle aber an dem Ort sein, „wo ich unserer Sache am nützlichsten sein kann“.

Machado ist die wichtigste Vertreterin der venezolanischen Opposition. Sie war im vergangenen Jahr die treibende Kraft hinter dem Wahlkampf des Oppositionskandidaten Edmundo González, der die Präsidentenwahl nach Einschätzung der Regierungsgegner und zahlreicher Drittstaaten gewann. Trotz der Betrugsvorwürfe ließ sich der autoritäre Präsident Maduro allerdings zum Sieger erklären. González ging daraufhin nach Spanien ins Exil.

In Venezuela wird unter anderem wegen Vaterlandsverrats gegen Machado ermittelt. Vor ihrer Reise nach Oslo lebte sie seit über einem Jahr weitgehend im Untergrund. Dennoch ist sie wegen ihrer Trump-Nähe nicht unumstritten. Sie befürwortet eine US-Militärintervention in ihrem Heimatland und Trumps harte Linie gegen Maduro.

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