Vom Altenheim auf den Dance-Floor

von Redaktion

Die französischen Altenheim-Bewohner amüsieren sich in einer Disco. © Rachel Sommer/DPA

Pontivy – Die 99-jährige Mathilde Bihouee kann sich nicht mehr immer alleine auf den Beinen halten. Doch an diesem Nachmittag tänzelt sie vergnügt mit kleinen Schritten mitten in einem französischen Club. Die zierliche Dame ist eine von Dutzenden Heimbewohnerinnen und -bewohnern, die an diesem Tag zur „Old Friends Party“ in die Disco „Le Missyl“ in der bretonischen Kleinstadt Pontivy gekommen sind. Auf dem Programm: bunte Lichteffekte, Drinks und statt Techno oder Elektro zahlreiche Hits vergangener Tage.

Die Idee zu der ungewöhnlichen Party stammt von Amandine Le Meilleur, die im Altenzentrum Jeanne de Kervénoaël als Freizeitbetreuerin arbeitet. Immer wieder sei es in Gesprächen mit den Bewohnern um Bälle und Tanzabende gegangen. „Also habe ich mir gesagt, wieso lassen wir sie diese Momente nicht noch einmal erleben, aber auf eine etwas modernere Art.“ Der Betreiber der örtlichen Disco sei sofort an Bord gewesen. „Ich gehe vom Prinzip aus, dass wir alle das Recht haben, uns zu amüsieren, einen schönen Moment zu erleben, auf andere Ideen zu kommen – und das unabhängig vom Alter oder von körperlichen oder mentalen Behinderungen“, erzählt Régis Toutain.

Das sieht auch Pierre Roux so. Die Idee eines Discoabends sei zweifelsohne wunderbar, sagt der Vorsitzende der französischen Vereinigung von Altenheimleitern. Kontakt nach außen und auch zwischen den Generationen sei für alte Menschen wichtig. „Sie brauchen es, stimuliert zu werden“, sagt Roux und fasst zusammen: „Projekte, die begeistern, beleben.“

Nach zwei Stunden sind Roger und Bihouee sich einig, dass die Fete sehr gut war. Charline Bar hat den außergewöhnlichen Ausflug ebenfalls genossen, bedauert es aber, in ihrem Rollstuhl nicht wie früher tanzen zu können. Aber: Sie würde gerne wiederkommen. Ginge es nach Roger, wären die Ausflüge in den Club sogar deutlich häufiger. Wie oft es in die Disco gehen sollte? „Jedes Wochenende!“

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