Gänswein will zurück nach Rom

von Redaktion

Nach Litauen „verbannter“ Erzbischof setzt seine Hoffnung auf Papst Leo XIV.

Gänsweins Traum: Der Petersplatz. © Scrobogna/dpa

Eng verbunden: Papst Benedikt und sein Sekretär. © DPA

Papst Franziskus und Gänswein verstanden sich nicht.

Beim Weihnachtskonzert im Vatikan: Erzbischof Gänswein spricht mit Papst Leo. Er war auch zur Audienz bei ihm. © FABIO FRUSTACI/EPA/KNA

Vatikanstadt – Ehemalige Privatsekretäre von Päpsten machen manchmal steile Karriere in der Kirche. Georg Gänswein, der frühere Privatsekretär von Benedikt XVI., muss sich bei seinen Zukunftsplänen offenbar noch ein wenig gedulden. Bei einem Rom-Besuch vergangene Woche versteckte der 69-Jährige seine Sehnsucht nach einer Rückkehr in den Vatikan allerdings kaum.

„Nach vielen Jahren, die ich hier gelebt habe, fühle ich mich sozusagen romanisiert“, sagte der derzeitige Vatikan-Nuntius für die baltischen Staaten der italienischen Tageszeitung „Il Tempo“. Auf die Frage in dem am Montag veröffentlichten Interview, ob ihm Rom fehle, antwortete der gebürtige Breisgauer: „Sehr“.

Vergangenen Freitag hatte Papst Leo XIV. den Erzbischof in einer Privataudienz empfangen. Über den Inhalt des Gesprächs wurde nichts bekannt. Allerdings versäumt der in Deutschland umstrittene Gänswein bei keiner Gelegenheit, den seit sieben Monaten amtierenden Nachfolger von Papst Franziskus öffentlich zu loben.

Seine Eindrücke von Leo XIV. seien „sehr positiv“. Bereits bei Leos erstem Auftritt nach der Wahl habe er akustisch und optisch „sofort gemerkt, dass sich etwas verändert hat“. Leo hatte damals im Gegensatz zu seinem Vorgänger den traditionellen, Mozetta genannten roten Schultermantel getragen.

Auch der geplante Umzug von Leo XIV. in das päpstliche Apartamento im Apostolischen Palast gefällt Gänswein. Er habe die Nachricht mit „unglaublicher Erleichterung“ aufgenommen. Gänswein lobte den amtierenden Papst auch dafür, anlässlich einer traditionalistischen Wallfahrt im Oktober die Feier einer Messe im tridentinischen Ritus im Petersdom erlaubt zu haben. Der Erzbischof bezeichnete dies als „Zeichen in die richtige Richtung“. Papst Franziskus hatte den Gebrauch des alten Ritus stark eingeschränkt.

Mit Franziskus, der während seines Pontifikats im Vatikan-Gästehaus Santa Marta lebte, hatte Gänswein mehrfach Auseinandersetzungen. Jetzt berichtete er, dass er sich bei einer letzten Audienz bei Franziskus entschuldigt habe. Dieser hatte Gänswein nach dem Tod Ratzingers ohne Aufgabe in seine Heimatdiözese Freiburg geschickt und den Kirchenrechtler erst im Juni 2024 als Vatikan-Botschafter für Litauen, Lettland und Estland mit Sitz in Vilnius eingesetzt. Nuntien werden normalerweise für einen Zeitraum von fünf Jahren berufen. Es ist davon auszugehen, dass Gänswein, der zwischen 1996 und 2023 in Rom lebte und der Kurie sehr verbunden ist, auf eine Rückkehr in den Vatikan hofft. Gänswein berichtete außerdem, das Dikasterium für Heiligsprechungen habe ihn angewiesen, Material für eine mögliche Seligsprechung Benedikt XVI. zu sammeln. „Seit geraumer Zeit bekomme ich viele E-Mails und Briefe mit Zeugnissen über wundersame Ereignisse nach Gebeten und Anrufungen von Papst Benedikt“, sagte Gänswein. Ein Verfahren ist aber noch nicht eingeleitet worden. JULIUS MÜLLER-MEININGEN

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