Ein Meer aus Tränen

von Redaktion

Gedenken an die Opfer vom Bondi Beach – Täter waren zuvor auf den Philippinen

Ein Mann mit dem Bild der getöteten Matilda (10).

Hunderte Menschen kamen gestern immer wieder an den Strand. © Khan/AFP (2)

Familienangehörige eines Opfers der Schießerei vom Sonntag trauern an einem Blumendenkmal, das nach dem Anschlag am Bondi Beach in Sydneyerrichtet wurde. © Baker/dpa

Sydney – Es waren herzzerreißende Szenen: Am Bondi Beach in Sydney haben sich gestern hunderte Menschen zu stillen Gedenkaktionen versammelt. Nach dem tödlichen Gewaltverbrechen der vergangenen Tage legten Anwohner, Angehörige und Besucher Blumen nieder, entzündeten Kerzen und hielten inne. Eine große offizielle Trauerfeier gab es nicht, doch der Strand wurde zu einem Ort des gemeinsamen Erinnerns und der Anteilnahme an die 15 Todesopfer und dutzenden Verletzten. Unterdessen wurde bekannt, dass die beiden Todesschützen des Angriffs auf die jüdische Feier fast den gesamten November auf den Philippinen verbracht und eine „militärähnliche Ausbildung“ erhalten haben.

Das berichtete der australische Fernsehsender ABC unter Berufung auf Sicherheitskreise.

Die Ermittler identifizierten die Angreifer als Vater und Sohn. Der 50 Jahre alte Vater war von Einsatzkräften am Tatort erschossen worden. Sein 24-jähriger Sohn wurde angeschossen und festgenommen – er liegt nach wie vor mit schweren Verletzungen im Krankenhaus, soll Berichten zufolge inzwischen aber außer Lebensgefahr sein. Wie jetzt bekannt wurde, starb auch ein Ehepaar, das einfach nur spazieren war, bei dem Versuch, die Attentäter bei ihrer Wahnsinnstat zu stoppen. Das zeigen Aufnahmen einer Dashcam. Auch sie wurden kaltblütig erschossen und hatten keine Chance.

Der Sohn habe seit Langem Verbindungen zu Mitgliedern eines australischen Netzwerks von Unterstützern der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) gehabt, berichtete ABC weiter. Australiens Premierminister Anthony Albanese hatte zuvor gesagt, der australische Inlandsgeheimdienst habe den damaligen Teenager vor sechs Jahren wegen Verbindungen zu einer in Sydney ansässigen Terrorzelle des IS überprüft.

Der Chef der Polizei des Bundesstaats New South Wales, Mal Lanyon, bestätigte laut dem „Guardian“, dass beide Attentäter im vergangenen Monat auf die Philippinen gereist waren. Der Zweck dieser Reise und der dortige Aufenthaltsort der beiden würden derzeit untersucht, hieß es.

In dem Auto, das auf den Sohn zugelassen ist, befanden sich laut Lanyon mehrere Sprengsätze und zwei selbst gemachte IS-Flaggen. Man arbeite weiterhin daran, die Hintergründe des Anschlags aufzuklären. Nach Albaneses Darstellung waren die Angreifer anscheinend vom IS beeinflusst. „Es scheint, dass das (der Anschlag) durch die Ideologie des Islamischen Staates motiviert war“, sagte er dem Radiosender ABC Sydney.

Im Gedenken an die Opfer des Terroranschlags in Sydney und als Zeichen der Solidarität mit der jüdischen Gemeinde ist das berühmte Opernhaus der australischen Metropole mit dem Bild eines Chanukka-Leuchters angestrahlt worden. Ein neunarmiger Leuchter war am Montagabend (Ortszeit) auf den Segeln des Wahrzeichens zu sehen, wie Fotos zeigen.

Zwei Angreifer hatten am Sonntag am beliebten Bondi Beach in Sydney auf die Teilnehmer einer jüdischen Chanukka-Feier geschossen und 15 Menschen getötet. Mehrere Dutzend Verletzte wurden noch in Krankenhäusern behandelt.

„Nach diesem fürchterlichen Angriff ist es wichtiger denn je, dass die jüdische Gemeinde in New South Wales weiß, dass sie nicht allein ist“, sagte der Regierungschef, Chris Minns. Indes erneuerte Israel seine Kritik an Australiens Umgang mit dem angestiegenen Antisemitismus in dem Land.

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