Erdgas: Grosser Teil bayerischer Speicherkapazität ist in der Region

Wichtiger Faktor für Versorgungssicherheit

von Redaktion

Für die Erdgasversorgung in Deutschland ist die Region ein wichtiger Bestandteil, denn 60 Prozent des bayerischen Speichervolumens befindet sich in den drei Erdgasspeichern der Speicherbetriebe Bayern der DEA. Gesteuert werden sie von der Schaltzentrale in Schechen. Insgesamt steht ein Nutzinhalt von rund 1,95 Milliarden Kubikmetern zur Verfügung.

Schechen – Erdgas ist ein wichtiger Eckpfeiler der Energieversorgung. „Etwa die Hälfte der deutschen Haushalte heizt mit dem Rohstoff“, sagt DEA-Betriebsleiter Holger Schmidt. Das werde sich in den nächsten 20 bis 30 Jahren auch nicht ändern. „Auch wenn erneuerbare Energien auf dem Vormarsch sind, Erdgas bleibt einer der Hauptenergieträger.“

Seit Anfang der 1980er- Jahre gibt es laut Schmidt einen erhöhten Speicherbedarf für Erdgas, um saisonale Verbrauchsschwankungen auszugleichen – immerhin werde an einem sehr kalten Tag bis zu sieben Mal mehr Gas verbraucht als an einem warmen Sommertag. Entsprechend beginnt im Frühsommer für die Speicherbetriebe Bayern das Zeitfenster der Einspeicherung, erklärt Schmidt das Vorgehen. Insgesamt vier bis fünf Monate lang strömt das Gas dann in die drei ausgeförderten Erdgaslagerstätten, die das Unternehmen heute als Speicher nutzt. Die Erdschichten aus Sand oder Kalkstein sind natürliche Porenspeicher.

An unterschiedliche Netze angeschlossen

Wie ein Schwamm saugen diese das Erdgas auf, erklärt Schmidt. Und wie eben jener geben die Poren das Erdgas auch wieder ab. Ab Ende Oktober beziehungsweise Anfang November beginnt die Ausspeicherung. „Das kann bei einem langen Winter auch schon mal bis Ende April dauern.“ Maximal ausgespeichert werden können pro Stunde in allen drei Speichern zusammen eine Million Kubikmeter, die Einspeicherkapazität liegt bei 500.

Durch eine unterirdisch verlegte Rohrleitung sind die Erdgasspeicher jeweils mit dem Fernleitungsnetz verbunden. Während die beiden Speicher Inzenham-West bei Rosenheim und Wolfersberg südostlich von München am Bayernnetz angeschlossen sind, hängt der Speicher Breitbrunn/Eggstätt (Chiemsee) am Netz der Open Grid Europe GmbH, einer früheren Ruhrgas-Tochter. Denn gefördert wird das eingespeicherte Erdgas nicht in der Region. Es kommt aus Russland, den Niederlanden, Dänemark und Norwegen.

„Als DEA sind wir technischer Speicherbetreiber und für die Infrastruktur über Tage verantwortlich“, erklärt Holger Schmidt. Das bedeutet: Sowohl der Speicher als auch die Bohrungen gehören der DEA. Allerdings sind die Erdgasspeicher Breitbrunn und Wolfersberg an kommunale Speicherbetreiber verpachtet. Diese verkaufen Kontingente im Speicher an Händler, die die Kapazitäten nutzen. Ein durchschnittliches Einfamilienhaus verbraucht rund 2000 Kubikmeter Erdgas pro Jahr. Entsprechend könnten mit den Erdgasspeichern der DEA rund eine Million Haushalte versorgt werden. „In unseren Speichern befinden sich rund 60 Prozent der Speicherkapazität Bayerns.“ Allerdings: Das Arbeitsvolumen liegt bei rund der Hälfte des Gesamtvolumens eines Speichers. Zum einen braucht es einen Basisdruck, zum anderen wird auch Erdgas für mögliche Krisen zurückgehalten, erklärt Schmidt.

Auch wenn der Erdgasverbrauch deutschlandweit konstant bleibt und auch in den kommenden Jahren die Bedeutung des Rohstoffs nicht abnimmt, die Speicherkapazität zu erhöhen und komplett neue Erdgasspeicher aufzubauen ist für Holger Schmidt nicht wirtschaftlich. Dafür seien zum einen die Margen zu niedrig und zum anderen der Aufbau einer Infrastruktur zu teuer. Beim Speicher Inzenham-West hatte das Unternehmen im vergangenen Jahr die Hoffnung, auf ein weiteres, abgeschlossenes Erdgasfeld gestoßen zu sein, durch welches nach der Ausförderung der Speicher möglicherweise hätte erweitert werden können.

Region weiterhin

mit Potenzial

Zwei Probebohrungen haben diese Hoffnung jedoch zerschlagen. Etwas enttäuscht sei man schon, da in jede Probebohrung auch entsprechend investiert wird, so der Betriebsleiter. Er weiß jedoch auch: „Nur rund jede dritte Bohrung ist ein Erfolg. Auch wenn man natürlich versucht, die Quote zu verbessern“, so Schmidt. Fehlschläge lägen in der Natur des Explorationsgeschäftes. Entsprechend brauche es hochwirtschaftliche Projekte, um die Ausgaben auszugleichen.

Die gesamte Region östlich von München bis ins Salzburger Land hat für die DEA jedoch weiterhin viel Potenzial. Sowohl mit Blick auf Erdgas als auch auf Öl. „Es wird sicherlich noch weiteres Potenzial auch für uns geben. Die Voraussetzungen müssen jedoch stimmen.“ Derzeit seien weitere Projekte nicht der Hauptfokus des Unternehmens. Das hängt auch mit dem Preisniveau zusammen. „Wenn die Preise wieder steigen, könnte sich das ändern.“ Energieträger als Ressource vor Ort ist für das Unternehmen mit seinen mehr als 60 Mitarbeitern in den Speicherstätten der Region ein wichtiger Faktor. Auch hinsichtlich der hohen Sicherheitsstandards, die in Förderstätten im Ausland vielleicht geringer ausfallen.

Die drei Speicher

„Unsere Erdgasspeicher sind ganz unterschiedlich“, erklärt Holger Schmidt. Der älteste von ihnen ist der Standort Wolfersberg, der 1973 in Betrieb genommen wurde. „Er ist mit seinen knapp 3000 Metern Tiefe auch der tiefste in Europa“, erklärt der Betriebsleiter. Und einer der ältesten. Eingespeichert wird in einer Schicht von Kalkstein. „Die Porenhälse sind größer als bei Sandstein.“ Insgesamt steht ein Nutzinhalt von rund 365 Millionen Kubikmetern zur Verfügung. Der Standort Inzenham-West wurde 1982 in Betrieb genommen und liegt in 680 bis 880 Metern Tiefe. Der Nutzinhalt beträgt hier rund 500 Millionen Kubikmeter. Wie der jüngste der drei Standorte, der 1996 in Betrieb genommene Speicher Breitbrunn/Eggstätt, wird das Erdgas in eine Sandsteinschicht eingespeist. Letzterer hat jedoch auch mit 1,08 Milliarden Kubikmeter den größten Nutzinhalt.

Niedrige Preise kommen verspätet an

„Erdgas ist ein eigener Handelsartikel und wird an der Börse gehandelt“, sagt Holger Schmidt. Anders als früher ist der Erdgaspreis nicht mehr an den Heizölpreis gekoppelt. Dass geringere Marktpreise erst verspätet oder gar nicht beim Verbraucher ankommen, sorgt immer wieder für Unmut. Dafür, dass Preise nur langsam oder verspätet an den Verbraucher weitergegeben werden, hat Schmidt eine einfache Erklärung: Händler und Netzbetreiber sind dazwischengeschaltet, und auch die Nutzung der Speicher koste Geld. Entsprechend könne der Endkunde nicht erwarten, dass niedrigere Preise in Gänze weitergegeben werden.

Artikel 6 von 6