Rosenheim – Zum „achten Sinn“ des Menschen sollte das T-Shirt werden, intelligent die Haltung seines Trägers erkennen – und ihn darauf aufmerksam machen, diese wenn nötig zu korrigieren. Das war die ursprüngliche Idee der beiden Gründer des Start-ups 8sense, Christoph Tischner und Ralf Seeland.
Von dem Vorhaben, mehrere Sensoren in gerader Linie entlang der Wirbelsäule – von der Nackenmuskulatur bis zur Lendenwirbelsäule – anzuordnen, sind sie jedoch mittlerweile abgewichen. „Unsere Studien und Tests haben gezeigt, dass die Marktakzeptanz eines smarten Kleidungsstücks nicht so hoch ist wie wir es uns erhofft hätten“, erklärt Christoph Tischner den Wandel in der Unternehmensstrategie. Außerdem habe sich gezeigt: Zur Erkennung der Körperhaltung ist ein einzelner Sensor, nicht größer als ein handelsüblicher USB-Stick, ausreichend. Dieser kann einfach im Kragen eines Oberteils eingehangen werden, ohne ein spezielles Kleidungsstück zu benötigen: „Das macht es auch günstiger.“
An eine im Unternehmen entwickelte App wird übermittelt, was der Träger des Sensors gerade tut: Steht er? Sitzt er? Bückt er sich? Wie oft er eine Bewegung macht, sieht der Nutzer in der App. „Man kann zum Beispiel einstellen, dass der Sensor nach einer bestimmten Anzahl der Bewegungen vibriert und gleichzeitig in der App eine bestimmte Übung zum Ausgleich angezeigt wird“, beschreibt Christoph Tischner den Alltagsnutzen. Denn auf diesem soll auch weiterhin der Fokus der Entwicklung liegen. Mit BMW hat bereits ein großer Automobilkonzern Interesse angekündigt, seinen Mitarbeitern einen solchen Sensor zur Verfügung stellen zu wollen. Hier wird in Kürze eine Testphase starten.
Aber auch einen zweiten, etwas mehr auf Spaß und Zeitvertreib ausgelegten „Nutzen“ hat das elfköpfige Start-up-Team in die App integriert – einfache Bewegungsspiele. Durch die Bewegung des Oberkörpers nach rechts oder links wird zum Beispiel in der App eine Art Schläger in die gleiche Richtung gesteuert, der einen Ball davon abhält runterzufallen. „Hier können sich auch Kollegen gegenseitig herausfordern“, so Tischner. „Diese kleinen Bewegungspausen haben oft mehr Nutzen als man denkt.“
Außerdem: Geblieben ist vom ursprünglichen Konzept, dass zum Beispiel Physiotherapeuten die App nutzen und ihren Patienten so Übungen aus einem Pool in einem Trainingsplan mitgeben können. In einem Video werden diese auch noch einmal erklärt.
Der Countdown läuft:
Finanzierung muss in vier Wochen stehen
Am 24. Oktober startete nun die Crowdfunding-Kampagne. Damit haben die Gründer ein erstes Unternehmensziel erreicht: Ihr Produkt ist wie geplant pünktlich bis zum Jahresende serienreif. „Wir sind schon ein bisschen nervös“, gesteht Christoph Tischner. Vier Wochen läuft die Kampagne, mit der „Vorbestellungen“ gesammelt werden, weltweit. 40000 Euro sind das Ziel. Kommt die Summe nicht zustande, bekommen die Beteiligten das Geld zurück. Finanziert werden soll über die Vorbestellungen zum einen die bereits geleistete Entwicklung, zum anderen die Produktion der deutlich verkleinerten Sensoren. Auch zwei so genannte Business Angels werden mit ins Unternehmen einsteigen, so Tischner. Ein Zielmarkt des Unternehmens sind neben Europa auch die USA. „Wir haben zurzeit einen Mitarbeiter dort im Land, der den Markt testet.“