Welche sind die größten Probleme, vor die die Blockabfertigung die heimischen Transportunternehmen stellt?
Vor allem die Lkw-Fahrer sind die Leidtragenden – wenn sie bis zum Irschenberg stundenlang im Stau stehen müssen, nur um bei Kufstein über die Grenze zu kommen. Nun ist es heute schon schwer genug, Menschen für den Beruf des Lastkraftfahrers zu begeistern und gute, verlässliche Fahrer zu finden, und mit solchen Maßnahmen wie der Blockabfertigung werden ihnen noch mehr Steine in den Weg gelegt.
Die Transportinfrastruktur in Bayern ist eigentlich exzellent und gut durchdacht – die Kunden haben aufgrund der ausgeklügelten, modernen Logistik ihre eigenen Lager reduziert. Kommt es da zu solch unnötigen Verzögerungen, bedeutet schon ein Tag Lieferausfall für viele Kunden der Transporteure ein echtes Produktionsproblem. Häufen sich die Blockabfertigungen, müssen sich die Kunden wieder Gedanken über längere Lagerhaltungen machen, mit vielen Konsequenzen. Das ist nur ein mögliches, mittelfristiges Szenario, aber es könnte Realität werden.
Wie haben Sie die Blockabfertigungen am 4. und 27. Oktober sowie am 2. November erlebt, konnten Sie sich vorbereiten?
Wirklich vorbereiten konnten wir uns, wenn man das so nennen mag, höchstens auf den 27. Oktober. Da konnten wir unsere Kunden vorab informieren und Lieferungen vorziehen. Von der Blockabfertigung am 2. November dagegen haben wir erst am Montag in derselben Woche erfahren – weil ich zufällig die österreichische Kronenzeitung gelesen habe! So geht man nicht mit guten Nachbarn um. Vor allem betreiben wir ja regen Warenaustausch mit Tirol, etwa 50 bis 70 unserer Fahrzeuge pendeln täglich im Wechselverkehr über die oberbayerisch-österreichische Grenze.
Kann man beziffern, welcher finanzielle Schaden entstanden ist?
Am 27. Oktober etwa sind bei uns 32 Lkw ohne Ladung geblieben, sie haben den Transit über Österreich nicht mehr geschafft. Da es ein Freitag war und die meisten Fahrer übers Wochenende nach Hause fahren wollten, mussten wir sie von da abholen, wo sie stehen geblieben waren. Unseren Speditionsbereich hat allein dieser Tag 30000 Euro fehlenden Umsatz gekostet.
Es ist anzunehmen, dass weitere Blockabfertigungen folgen. Wie kann man sich als Transporteur rüsten?
Sollte es konkret am Wochenende vom 8. und 9. Dezember – am 8. Dezember ist in Österreich ein Feiertag – zu einer Blockabfertigung kommen, wird es wieder erhebliche Verzögerungen geben. Erschwerend kommt hinzu, dass am Samstag ab 15 Uhr das generelle Wochenendfahrverbot für die Lkw beginnt. Somit ist das Zeitfenster, in dem sie Tirol durchqueren können, von fünf Uhr früh bis 15 Uhr begrenzt und die Lkw, die dann noch im Stau stehen, können erst am Montagmorgen um fünf Uhr weiterfahren. Wie man das Problem mit den wartenden Lkw auf der Autobahn regeln möchte, wird sehr spannend. Wir werden sicher wieder Fahrer unserer Spedition aus Italien abholen müssen, damit sie das Wochenende bei ihrer Familie verbringen können. Ansonsten kann man nur die Kunden vorwarnen.
Was erwarten Sie von der Verkehrspolitik und den Regierungen der Länder, müsste hier schärfer reagiert werden?
Ich habe den Eindruck, den Österreichern war es egal, dass unsere Fahrer stundenlang stehen mussten. Das ist aber doch nicht dem europäischen Gedanken geschuldet, das widerspricht sogar dem EU-Recht und dem Verständnis von freiem Warenverkehr.
Kommt dann das Argument, es müssten mehr Güter auf die Schiene verlegt werden statt auf der Straße transportiert, bin ich auch dieser Meinung.
Im Moment fehlen dazu aber die Kapazitäten aufseiten der Bahn. Hier ist Bayern in der Bringschuld, die nördliche Zulaufstrecke des Brenner-Basis-Tunnels muss her. Die Autobahnen zusperren ist grundsätzlich nicht der richtige Weg, die Länder müssen zusammen sprechen.