Investor für MBM

Neue Visionen für Mühldorfer Standort

von Redaktion

MBM ist verkauft. Das nützt zwar den 120 Mitarbeitern nichts mehr, die den Maschinenbauer wegen dessen Insolvenz schon verlassen mussten. Aber die verbleibende Mannschaft hat laut dem neuen Eigentümer Aussichten auf eine Übernahme.

Stephan Mayer, MdB

Dr. Marcel Huber

Marianne Zollner

Mühldorf/Ampfing – Aufatmen beim Maschinenbauer MBM in Mühldorf: Seit zwei Tagen hat die insolvente Firma nach langem Ringen (wir berichteten) mit der Ammatec Industrie GmbH endlich einen Käufer und der kommt auch noch aus Oberbayern. In Ampfing fertigt das Unternehmen komplexe Präzisionsbauteile aus schwer zerspanbaren Werkstoffen für die Luftfahrtindustrie und andere Branchen. Erst im September 2016 hatte Ammatec den Betrieb der Aircraft Philipp Ampfing GmbH & Co. KG übernommen und beschäftigt 45 Minuten östlich von München seitdem 75 Mitarbeiter.

Die verbleibenden MBM-Mitarbeiter in Mühldorf könnten ihre neuen Kollegen werden. Offiziell sind sie zwar zum Ende des Jahres gekündigt, hätten aber laut Florian Wagner, Technischer Leiter bei MBM, eine Perspektive, vom neuen Eigentümer übernommen zu werden. Die Ammatec Industrie GmbH betätigte gegenüber unserer Zeitung, dass sechs von insgesamt noch 56 Mitarbeitern übernommen würden, die verbleibenden Kollegen aller Wahrscheinlichkeit nach auch diese Perspektive hätten. Genaueres könne man dazu erst im Januar sagen, wenn der neue Eigentümer seine Arbeit aufnehme.

Langjährige Mitarbeiter blieben MBM bis jetzt treu

„Die Mitarbeiter – unter ihnen Fachkräfte aus der mechanischen Fertigung, Schlosserei und Montage, aus der Arbeitsvorbereitung, Einkauf, Administration und Buchhaltung – sind laut Wagner der „harte Kern“ von ehemals 170 Mitarbeitern, denen im Zuge der Insolvenz von MBM in den vergangenen Monaten gekündigt wurden, beziehungsweise die sich selbst neue Stellen gesucht haben.

Diesem „harten Kern“ habe es MBM zu verdanken, so Florian Wagner, dass die Firma auch in dieser schwierigen Zeit handlungsfähig blieb und noch vorhandene Aufträge abschließen konnte. „Im Dezember werden wir diese Aufträge ausproduziert haben.“ Wagner betont, welch wichtige Rolle diese Mitarbeiter bis zum jetzigen Zeitpunkt gespielt hätten. „Die vergangenen zwölf Monate waren für uns alle eine Berg- und Talfahrt.“ Er habe tiefen Respekt vor den treuen Mitarbeitern, die alle aus der näheren Umgebung kämen, hier ihre Familien hätten. Viele von ihnen seien bereits 25 oder 30 Jahre bei MBM beschäftigt gewesen. Mit den geschäftsführenden Gesellschaftern der Ammatec Industrie GmbH, Eduard Regele und Tilmann Rosch, scheint die gebeutelte MBM- Führung Glück zu haben: „Die gegenseitige Kommunikation ist sehr gut, wir tun im Moment alles, damit Ammatec einen guten Start hat“, beschreibt Wagner die bisherige Zusammenarbeit. Wenn Regele und Rosch dann offiziell am 1. Januar die Geschäfte übernehmen, sollen möglichst schon Aufträge vorhanden sein, so der Wunsch auf beiden Seiten. Deshalb führt man bei Ammatec derzeit auch intensive Gespräche mit mehreren bisherigen Kunden. Am Standort in Mühldorf wollen die beiden geschäftsführenden Gesellschafter vor allem den Geschäftsbereich der mechanischen Verarbeitung für die Metallindustrie ausbauen, wie Regele beschreibt. „Wir sehen das als unseren neuen Industriestandort.“ Er lobte die Qualität der vorhandenen Produktionsanlagen vor Ort und die der verbliebenen Fachkräfte. „Wir haben sämtliches Anlagevermögen außer Immobilien mit gekauft und werden damit erst einmal beginnen.“ Am Standort bleiben will die Ammatec Industrie GmbH auf jeden Fall. Für die nächsten zwei Jahre gilt der Mietvertrag auf dem jetzigen Gelände. „Wie es danach weitergeht, das heißt, ob wir auf dem bestehenden Grundstück bleiben, hängt von den Grundstückeigentümern ab.“ Zum aktuellen Zeitpunkt gehe es aber erst einmal darum, die Geschäfte wieder zum Laufen zu bringen und sich zu entwickeln. In den kommenden Jahren will man versuchen, einen Umsatz von bis zu zehn Millionen Euro zu erreichen – an die rund dreimal so hohe Umsatzsumme wie einst MBM zu seinen Spitzenzeiten denkt man bei Ammatec indes nicht: „Unser Augenmerk liegt nun erst mal darauf, gesund zu wachsen.“

Dankbar für die Unterstützung aus Politik und Belegschaft

Wie das neue Kind in der Unternehmensfamilie nun heißen soll, darüber herrscht noch etwas Uneinigkeit: „MBM war eine starke Marke und wir überlegen gerade, auf den alten Firmennamen vielleicht wieder zurückzukommen.“ Für den Erhalt der Firma am Standort Mühldorf hatten sich auch die kommunale Politik sowie der Bundestagsabgeordnete Stephan Mayer und Staatsminister Dr. Marcel Huber eingesetzt.

Darüber zeigte sich auch die neuen Eigentümer dankbar: „Wir sind froh über die Unterstützung, die wir in den letzten Monaten erhalten haben.“ Diese könne man auch weiterhin brauchen, etwa wenn es um weitere Verhandlungen mit den Banken gehe. Dasselbe gelte für die „konstruktive Zusammenarbeit“ mit MBM und dessen Mitarbeitern, wie Regele und Rosch betonten.

„Ich wünsche Ammatec viel Erfolg“

Marianne Zollner, Mühldorfs Erste Bürgermeisterin, zeigte sich zufrieden über die Neuigkeiten und freut sich über die Übernahmeperspektive für zumindest 55 Beschäftigte. „Für die Stadt Mühldorf ist die Aufgabe der Firma MBM ein großer Verlust. Die Firma war über viele Jahre ein Vorzeigebetrieb. Dennoch ist die Freude groß, dass der Betrieb nun weiter genutzt werden kann.“ Der Ammatec GmbH wünscht Zollner viel Erfolg: „Ich hoffe, dass sie bald wieder vergrößern und weiteren Menschen Arbeitsplätze bieten kann.“

„Ein echtes Weihnachtsgeschenk“

„Das ist eine wunderbare Nachricht und ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk“, freute sich Staatsminister Dr. Marcel Huber. „Besonders freut mich, dass eine Lösung aus der Region heraus gefunden wurde. Das zeigt, dass wir hier nicht nur gesellschaftlich zusammenhalten, sondern es auch unternehmerische Solidarität gibt. Der Freistaat stand den Betroffenen im Insolvenzverfahren durchgehend zur Seite und hat intensive Gespräche mit allen Beteiligten geführt. Die Ammatec Industrie GmbH ist eine Firma mit viel Zukunftspotenzial.“

„Teamwork im besten Sinn“

„Das ist eine sehr gute Nachricht für den Wirtschaftsstandort Mühldorf. Es war ein hartes Stück Arbeit, die Produktion in Mühldorf zu erhalten und für die Mitarbeiter Arbeitsplätze zu sichern oder sie auch in anderen Firmen zu schaffen“, freut sich Bundestagsabgeordneter Stephan Mayer (CSU). Man habe gemeinsam mit Staatsminister Dr. Marcel Huber, Landrat Georg Huber und der Insolvenzverwaltung diesen Erfolg erzielt. „Wir hatten regelmäßigen Kontakt mit der Belegschaft, deren Fleiß und deren fachliche Qualität genauso dazu beigetragen haben.“

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