Im Raublinger Biofair-Markt: Bio plus regional schlägt „nur“ Bio.
Bio-Spitzenkoch Konrad Geiger aus Bad Aibling.
Barnhouse in Mühldorf: der Bio-Müslihersteller engagiert sich auch vor Ort.
Rosenheim/Mühldorf – Die Bio-Branche befindet sich weltweit im Aufwärtstrend, der globale Bio-Markt erreicht einen Umsatz von knapp 90 Milliarden US-Dollar. Laut dem Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) wuchs der Bio-Markt in Deutschland um etwa zehn Prozent. Das deutschlandweit bedeutsamste Bio-Bundesland ist Bayern, wie im Rahmen der wieder im Februar 2018 stattfindenden Messe „BioFach“ mitgeteilt wurde. Mehr als ein Drittel aller deutschen Bio-Betriebe wirtschaften im Freistaat, über die Hälfte der in Deutschland produzierten Öko-Milch trägt das Kürzel „BY“. Bio boomt also in Bayern, aber wer profitiert davon?
Roland Wagner leitet den Biofair-Markt in Raubling und kann bestätigen, dass die Nachfrage nach „Bio“ in den letzten fünf Jahren stark gewachsen ist, allerdings sei auch der Druck auf die Märkte der Region gestiegen durch immer mehr Mitbewerber – auch eine Folge des Bio-Booms. Profitiert haben aus seiner Sicht davon vor allem Lebensmitteleinzelhändler. „Wir wissen, dass Bio mittlerweile bei den Discountern gern gekauft wird, wo Kunden aber nur Produkte mit internationalem Bio-Siegel erhalten“, so Wagner. „Viele wünschen sich bei Bio aber noch strengere Qualitätskriterien, die ihnen Bio-Verbände wie Demeter, Naturland oder Bioland gewähren können“, beschreibt Wagner weiter. Diese Bioverbund-Ware, seien im BioFachmarkt am beliebtesten. Besonders, wenn die Produkte aus der Region kommen. Obst und Gemüse seien hier gute Beispiele, Getreide oder Bio-Nahrungsergänzungen. Vitamine, Spurenelemente oder Proteinpulver aus biologischer Herstellung – im Moment der Verkaufshit: „Die Nachfrage nach Bio-Proteinmehlen ist etwa um fünf Prozent gewachsen.“ Wagner erklärt dies mit dem zunehmenden Veganismus und dem Wunsch nach gesünderer Ernährung: „Wer Fleisch weglässt oder auf tierische Erzeugnisse verzichtet, will mit Calcium, Eisen, Vitamin B oder Eiweiß Mangelerscheinungen vorbeugen.“
Bio in Kantinen von Schulen und Betrieben
Die Zahl 34 steht für Bio-Koch Konrad Geiger aus Bad Aibling für die steigende Nachfrage an Speisen in BioQualität: So viele Mitarbeiter beschäftigt sein Cateringunternehmen „Bio Kontor 7“ mittlerweile; zur Geschäftsgründung vor vier Jahren waren es nur zwei. Geiger, unter anderem Mitglied der Bio-Spitzenköche, stellt mit seinem Team in seiner Aiblinger Manufaktur Bio-Lebensmittel her, kocht für Schul- und Betriebskantinen oder beliefern solche mit Bio-Ware. Während der Preis des Schulessens oft ein großes Thema für die Eltern ist, macht Geiger die Erfahrung, dass Elternbeirat und Schulleitung bereit seien, für Bio-Küche etwas mehr Geld auszugeben. Er beliefert im Landkreis etwa die Fritz-Schäfer-Schule in Ostermünchen und die Kantine von Salus in Bruckmühl. Der Umgang mit mühsam erzeugten Bio-Lebensmitteln erfordere in der Küche ein Umdenken und besonders schonende Garmethoden, ist Geigers Ansatz.
Bei der Molkerei Berchtesgadener Land spürt man den Aufwind in der Hinsicht, dass von den 1800 milchliefernden Bauern schon knapp 500 anerkannt ökologisch wirtschaften. 2017 kamen weitere Betriebe dazu, „sodass derzeit rund ein Drittel der angelieferten Milch in Bio-Qualität verarbeitet wird mit steigender Tendenz“, wie Bio-Verkaufsleiter Florian Zielinski berichtet. Bei BGL hat der Bio-Trend zur Folge, dass das Bio-Sortiment um Spezialprodukte für Kinder, für Menschen mit Laktoseintoleranz sowie um solche für die Verarbeitung erweitert wurde.
„Bio“ aus der Region denkt weiter
Bio-Hersteller und -erzeuger als Bio-Boom-Gewinner, allerdings mit einem Schwerpunkt auf Märkten wie Aldi, Rewe oder Edeka, so könnte man es zusammenfassen. Andreas Bentlage vom Mühldorfer Müsliproduzenten Barnhouse bestätigt das: Die größten Zuwächse hätten derzeit die großen Lebensmittelmärkte, wodurch zwar das Thema Bio stärker ins Bewusstsein der breiten Masse rücke, das Gedankengut vieler traditioneller und regionaler Bio-Marken aber ins Hintertreffen gerate. Im Fall von Barnhouse seien dies immerhin 40 Jahre Bio-Engagement, auch im Sozial- und Umweltkontext: „An unserem Regional-Projekt beteiligen wir 46 Bio-Bauern aus der Region, haben eine eigene Bio-Haferzucht initiiert und setzen uns für den Erhalt heimischer Bienen ein“, so Bentlage – alles das sei auch „Bio“ und mache einen Teil der Bewegung aus. In Zahlen ließe sich das sowieso nicht ausdrücken.