Feldkirchen-Westerham – Wer um diese Jahreszeit festes Schuhwerk trägt, das vor Nässe schützt und sich für einen Marsch durch die Kälte eignet, fürs Nordic Walking oder eine winterliche Bergtour, der transportiert vielleicht auch eine Komponente aus Feldkirchen mit.
Denn in den Räumen der W. L. Gore GmbH wird unter anderem an Material für Freizeit- und Funktionstextilien gearbeitet. Oder für Sicherheitsschuhe und spezielle Berufskleidung. Das von Gore entwickelte Funktionstextil „Gore Tex“ ist das Aushängeschild des Unternehmens, welches nicht allein aus dem Feldkirchener Standort besteht, sondern aus Tochterfimen in der ganzen Welt, etwa in Frankreich, Schweden, Italien und Großbritannien. Die Mutterfirma residiert in Newark, Delaware, USA.
Dort beginnt die Geschichte von Gore im Jahr 1958. Nach Deutschland kommt der Entwickler innovativer Materialien und von Technologieprodukten für die Elektronik, die Industrie, die Textilbranche sowie für Medizintechnik in den 1960ern.
Seit 1995 ist das Unternehmen auch in Feldkirchen angesiedelt. Dort wird hauptsächlich entwickelt und geforscht, während am nächsten Standort in Putzbrunn bei München Material produziert wird.
Funktioneller Damenschuh
Der Bad Aiblinger Christian Langer, zuständig für den weltweiten Vertrieb von „Gore-Tex“-Textilprodukten, gehört seit 20 Jahren zum Unternehmen. Er beschreibt, wie Gore mit anderen Herstellern, etwa von Schuhen oder Sportartikeln, zusammenarbeitet. Camel Active, Gabor, Meindl, Maloja – das seien nur ein paar der regionalen Firmen, die eine Markenlizenz von Gore hätten und das Material der Feldkirchener in ihren Produkten verarbeiteten.
„Für die Herbst- und Winter-Saison 2018 haben wir erstmals eine dünne Membran entwickelt, die den Fuß auch in einem Damenschuh warmhält“, erzählt Langer und stellt eine Stiefelette auf den Tisch, die von außen wie jede andere aussieht. Dass sich darin eine funktionelle Komponente aus Feldkirchen befindet, fällt nicht auf – gewollt. „Sport und Freizeit haben einen hohen Stellenwert in der westlichen Gesellschaft“, beschreibt Langer einen Trend, der schon länger anhält und die enorme Bandbreite an Funktionskleidung, welche die Branche, der Gore angehört, erklärt. Dass man etwa Schuhen in Zukunft ihre Funktionalität nicht mehr ansehen muss, liege an einem weiteren Trend, der Urbanisierung: Besagter Damenschuh mit integrierter „Warmhaltefunktion“ kommt da dem Wunsch der Städterin nach schicken, aber funktionalen Pumps näher.
Bewusstsein für Ökologie
PTFE, Polytetrafluorethylen, ist der Ausgangsstoff von Gore, ohne diesen keine Wasserdichtheit und Atmungsaktivität. Dass hier Chemie mit im Spiel ist, mit künstlichen Stoffen gearbeitet wird, versucht Gore nach Aussage von Christian Langer durch die Reduktion des „ökologischen Fußabdruckes“ auszugleichen.
„Mit unserer Ressource, der Gore-Membran, wird äußerst materialsparend umgegangen“, beschreibt er. Zum anderen seien die Produkte auf extreme Langlebigkeit ausgelegt: „Schuhe zum Beispiel, die mit unserer Membran ausgestattet sind, sollen vom Käufer möglichst lange getragen werden können.“ Mit den Lizenznehmern habe man eine Kooperation, welche den Endkunden praktisch eine lebenslange Garantie auf die Produkte gebe. So werde vermieden, dass alle paar Monate ein neues paar Schuhe, um beim Beispiel zu bleiben, gekauft werden müsse. Auch ein Beitrag fürs Klima. Längst habe man bei Gore auch Wege gefunden, auf chemische Bestandteile wie PFOA, Perfluoroctansäure, zu verzichten, der Umwelt und den Verbrauchern zuliebe.
Nicht nur für Sportler und für die Freizeit
Gore arbeite auch an einer Kollektion, bei der auf ökologisch bedenkliche PFCs, Perfluorcarbone, komplett verzichtet werde. PFCs sind übrigens in einer Vielzahl von Verbraucherprodukten enthalten, etwa bei wasser-, fett- und schmutzabweisenden Imprägnierungen.
In Forschung und Entwicklung, unter anderem eben auch in ökologisch verträgliche Ressourcen, stecke man bei Gore in Feldkirchen viel Energie, wie Gabriele Horski aus der Firmenleitung bestätigt. Ingenieure der Fachrichtungen Wirtschaft, Textilien und Entwicklung arbeiten hier unter anderem, sowie Chemiker und Schuhtechniker, um ein paar Beispiele zu nennen.
Sie sind nicht nur daran beteiligt, dass Sportsfreunde beim Wandern im strömenden Regen trockene Füße behalten, sondern auch daran, dass Militär oder Feuerwehr mit wasser- und schmutzabweisender Funktionskleidung der Alltag erleichtert wird.