Ausbildung 4.0

Ausbilder: Zusammen weniger allein

von Redaktion

Betriebe jeder Größe werden immer digitaler, das verändert nicht nur Entwicklung und Produktion, sondern auch die Arbeitsweisen. Vor allem in der Ausbildung junger Fachkräfte müssen die Unternehmen mit der Digitalisierung Schritt halten.

Rosenheim/Landkreis – Ein neues Projekt der Beruflichen Fortbildungszentren gGmbH (bfz) in Kooperation mit dem Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft (bbw) soll kleine und mittlere Unternehmen – so genannte KMU – dabei unterstützen, digitale Kompetenzen auszubauen. „Digitale Kompetenzen im Verbund“, kurz DigiKompiV, nennt sich die Initiative, die jetzt dabei ist, eine Beratungsstelle für die Ausbildung 4.0 aufzubauen. KMU sollen mit dem Projekt eine Anlaufstelle haben, die ihnen individuelle Hilfestellung anbietet, wenn es beispielsweise um digitale Kompetenzen im Rahmen der Ausbildung im eigenen Haus geht, die sie selbst nicht erbringen können. „Wir planen, eine Lehrplattform zu entwickeln, die Auszubildende selbst mit digitalen Inhalten füllen können“, beschreibt Andreas Jackson, bfz-Ausbilder und Projektberater bei DigiKompiV, eine der Ideen. Die Lehrlinge könnten auf der Plattform beispielsweise elektronische Berichtshefte einstellen, Grafiken, Screenshots oder Videomitschnitte zu speziellen technischen Themen – Zweck sei stets, untereinander mit Know-how auszuhelfen und so eine Art Wissens-Forum zu erstellen, auf das die kooperierenden Unternehmen im Verbund Zugriff hätten.

Mehr Verantwortung für Azubis

„Die Azubis könnten Videos drehen, in denen sie bestimmte technische Anwendungen erklären.“ Oder kurze Erklärungen erarbeiten, die im Rahmen von „Augmented Reality“ in die tägliche Ausbildungspraxis integriert werden könnten: „Diese liefern dann zum Beispiel Erklärungen für eine Maschine, an der der Azubi gerade lernt.“ Dadurch ändere sich die Rolle der Ausbilder, die den Lehrlingen zur Seite stehen: Das klassische Modell aus „Vormachen und Nachmachen“ wandele sich dahingehend, dass der Ausbilder den Azubi zu mehr Eigenverantwortlichkeit führe, auch beim Aneignen von theoretischen Inhalten.

Die Vorstellung bei den Projektkoordinatoren ist, wie Constanze Baruschke es beschreibt, dass Unternehmen sich langfristig untereinander austauschen und einander mit den gesammelten, digitalen Kompetenzen aushelfen. Gerade kleine Unternehmen mit einer anderen maschinellen Infrastruktur könnten davon stark profitieren: Verfügt ein Handwerksbetrieb beispielsweise nicht über eine gesteuerte Drehmaschine, kann dessen Azubi sich über die Inhalte, die andere Kollegen zum Thema erstellt haben, schlau machen.

„Im Zuge der Digitalisierung ändern sich bereits 2018 einige Ausbildungsinhalte und es kommen neue Module hinzu“, weiß Projektleiterin Baruschke. Das Angebot von DigiKompiV richtet sich zunächst an die Betriebe der Metall- und Elektrobranche und an deren Ausbilder. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Im Zentrum stehen dabei solche Projekte, die KMU fit für die Zukunft und zugleich die duale Berufsausbildung attraktiver machen wollen. Bundesweit haben es nur 20 Unternehmen in die Förderung geschafft; das Rosenheimer bfz ist eines von ihnen.

„In den kommenden drei Jahren bauen wir die Beratung für KMU mit dem Schwerpunkt Ausbildung 4.0 aus“, beschreibt Baruschke, wie es weitergeht. Langfristig soll die Beratungsstelle fest installiert werden, mit 50 Unternehmen dauerhaft kooperiert werden.

Bis es so weit ist, sind die Projektbeteiligten aus Rosenheim damit beschäftigt, DigiKompiV bekannt zu machen. Kommt ein Kontakt zustande, wird erst einmal der individuelle Beratungsbedarf analysiert.

Unternehmen sind unterschiedlich digital

„Die Unternehmen werden von uns erst einmal ausführlich persönlich beraten. Wir müssen ja zunächst herausfinden, wo sie Unterstützung benötigen oder wie weit ihr Digitalisierungsgrad ist.“ Darauf aufbauend werden individuelle Beratungsmodelle und Strategien entwickelt. „Dabei geht es um digitale Umstellungen und daraus resultierende Veränderungsprozesse wie um alle Themen rund um die Ausbildung und Bildung in Marketing, Mitarbeitergewinnung, Lernen am Arbeitsplatz und Ausbildung im Verbund.“ Da die Region Rosenheim im Bereich Wirtschaft 4.0 bereits sehr aktiv sei, will man vorhandene Synergien bündeln, damit es nicht zu konkurrierenden Angeboten, etwa durch IHK, Rosik e.V. oder die Stadt selbst, komme.

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