Rosenheim – „Wenn die Leute wieder richtig sehen und zufrieden sind, dann hast du deinen Job gut gemacht!“ So fasst Karina Kummer ihren Beruf als staatlich geprüfte Optikerin zusammen. Die 20-Jährige, die im vergangenen Sommer ihre Ausbildung beendet hat, kümmert sich um die richtige Optik. Und dies in zweierlei Hinsicht: In ihrem Berufsalltag dreht sich alles um die Sehschärfe der Kunden wie auch ums Äußere, schließlich soll die Brille einem Menschen gut zu Gesicht stehen. Eine vielseitige Tätigkeit, sagt sie, der zudem viel handwerkliches Geschick und Feingefühl verlange, hantiert man doch mit dem mineralischen und leicht zerbrechlichen Material Glas. Karina liebt ihren Beruf. Dass sie Optikerin werden wollte, habe sie schon recht früh gewusst. Während ihrer Schulzeit absolvierte sie einige Praktika bei Optikerbetrieben in Rosenheim. Sie selbst trägt eine Brille, seit sie zehn Jahre ist, aber ausschlaggebend an ihrer Berufswahl war doch eher die Kombination aus Handwerk und Kundenkontakt, wie sie zugibt. Bei Abele Optik in Rosenheim hat sie nach der mittleren Reife ihr Handwerk von der Pike auf gelernt und ist heute dort noch tätig. Voraussetzungen für den Beruf sind laut Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) verschiedenste Interessen: Man sollte sich für Mathematik, Physik und Biologie interessieren, man darf keine Scheu vor dem persönlichen Kundenkontakt haben, man muss den Verkauf mögen und freilich geht es auch um konkrete, praktische Fähigkeiten wie beispielsweise das Einsetzen von Gläsern in Brillenfassungen.
Auch altes Handwerk muss gelernt sein
Karina kann dies alles nur bestätigen. Schon im ersten Lehrjahr lernte sie an ihrer Ausbildungsstätte in Rosenheim das Einschleifen und Zentrieren von Brillengläsern sowie das Reparieren von Fassungen. Da brauche es ein ruhiges Händchen, viel handwerkliches Geschick und Fingerspitzengefühl, ist doch das Rohmaterial für ein Brillenglas eine runde Glasscheibe mit einem Durchmesser von rund fünf bis zehn Zentimetern. Bei der Zwischenprüfung musste sie eine sogenannte Vorschlaglupe fertigen, eine ausklappbare Lupe an einer Brillenseite, die zum Lesen dient, die aber „eigentlich so gut wie nie gebraucht und gewünscht wird“. Der Optiker-Innung diene sie jedoch als Nachweis für die handwerklichen Fähigkeiten. Neben der praktischen Ausbildung musste sie natürlich auch die Schulbank drücken.
An der Berufsschule für Augenoptik in München, erzählt sie, habe sie berufsspezifische Themen vertieft, etwa, „wie man Sehtestergebnisse erklärt oder Kunden mit Sondergläsern und Schutzbrillen versorgt.“
Anatomisches Wissen gehört dazu
Aber sie hatte auch allgemeinbildenden Unterricht in Fächern wie Deutsch und Wirtschafts- und Sozialkunde. Der Unterricht findet in wochenweisen Blöcken statt, und selbst im Nachhinein empfindet sie es als positiv, dass sie während der Berufsschulzeiten nicht zwischen Raubling, ihrem Wohnort, und München habe pendeln müssen, sondern in einem Wohnheim in München unter der Woche habe wohnen können.
Nach drei Jahren Ausbildung und ihrem erfolgreichen Abschluss darf sich die Raublingerin schließlich staatlich geprüften Optikerin nennen – „leicht war es nicht“, gesteht sie, denn es werde viel verlangt. Neben dem Handwerklichen hat sie sich viel Hintergrundwissen etwa in Geometrie und Physik, in Materialkunde sowie in der Anatomie erworben. Das braucht sie etwa, wenn es um die häufigsten Veränderungen am Auge wie Myopie (Kurzsichtigkeit), Hyperopie (Weitsichtigkeit), Astigmatismus (Hornhautverkrümmung) und Presbyopie (Altersweitsichtigkeit) geht. „Und man muss auf Menschen zugehen können, ein Optiker muss ja schließlich die Kunden beraten und in ihrer Kaufentscheidung unterstützen.“
Dazu gehört nicht zuletzt auch ein gepflegtes Äußeres – Karina muss dies nicht näher erläutern, ein Blick auf sie und ihre Kollegen im hell erleuchteten Laden genügt.
Möglich ist ein Studium obendrauf
Nach der Ausbildung ist vor der Weiterbildung: Staatlich geprüfte Augenoptiker können sich zum Meister ausbilden lassen. Der Abschluss berechtigt dann zum Hochschulzugang im Bereich Augenoptik und Optometrie. Der Bachelorstudiengang vereint die Optiktechnologien mit naturwissenschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Grundlagen. Nur mit Meistertitel darf man einen Betrieb führen und selbst Lehrlinge ausbilden. Außerdem gibt es Kurse und Weiterbildungen zu verschiedenen Themen wie Sehtests und dem Anpassen und Tragen von Kontaktlinsen.
Die Kombination aus feinmotorischen Tätigkeiten in der Werkstatt und dem Kundenkontakt im Laden machen für Karina den Reiz aus: „Wenn der Kunde mit seiner neuen Brille zufrieden ist, dann sagt er das auch. Genau diese Wertschätzung zeigt mir, dass ich meinen Job gut mache.“