Handwerk in der Region

Erfolgreich mit der richtigen Mischung

von Redaktion

Das Team der Schreinerei Mittermaier ausPittenhart ist derzeit wohl dasjenige mit dem „höchsten“ Auftrag Deutschlands. Auf der Zugspitze ist es gerade mit dem Ausbau des neuen Restaurants beschäftigt.

Pittenhart – Es ist ein Auftrag, an dem wortwörtlich unter Druck gearbeitet wird: Der Umbau des Zugspitzrestaurants auf über 2900 Metern, mit dem die Pittenharter Schreinerei von Christian Mittermaier beauftragt ist, soll Anfang Juni fertig sein. Zur ersten Baubesprechung sei er mit der Zahnradbahn abends bei Kälte und Sturm den Weg auf die Zugspitze angetreten: „Wir sind als Quereinsteiger zum Auftrag gekommen und hatten im Dezember 2017 zwei Tage Zeit zur Entscheidung.“ Am Berg nun müssen Material und Team mit den Luftdruck- und Feuchtigkeitsverhältnissen zurechtkommen, die ganz anders sind als in der Werkstatt in Pittenhart, wo ein Großteil der Bänke, Tische und Theken sowie Verkleidungen gefertigt und vorbereitet werden.

Hoch hinaus geht es mit dem Auftrag auf der Zugspitze für Mittermaier und sein 30-köpfiges Team – darunter sechs Schreinermeister, zwei Ingenieure und drei Lehrlinge –, doch das ist bei Weitem nicht das einzige prestigeträchtige Projekt für die Pittenharter.

Enge Verbindung zum FC Bayern München

So mancher ViP verfolgt heute Fußballspiele in der Allianz-Arena in München von einer der 40 Logen aus, die die Schreinerei mit Mobiliar ausgestattet und akustisch ausgerüstet hat. Ein Unbekannter ist Mittermaier, selbst Fußballfan, auch beim FC Bayern in der Säbener Straße nicht mehr: Vitrinen, die Verkaufs- und Empfangstheke, Schreibtische, die Wand- und Deckenverkleidung stammen vom Familienbetrieb mit seiner 60-jährigen Geschichte. Mit dem FC Bayern verbindet Mittermaier eine 18 Jahre währende Zusammenarbeit, auch Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge vertraute beim Gestalten seines Büros auf dessen Expertise. Die Liste renommierter Referenzen ließe sich noch eine Weile fortsetzen. Mittermaier selbst sitzt einem eher bescheiden und bodenständig gegenüber und spricht davon, dass er nach wie vor gern kleinere Aufträge aus der Region annehme, wie die Küche für ein Einfamilienhaus: „Die Mischung macht´s“. Wenn er einen „Stempel“ trage, dann den, mit Druck und Stress umgehen zu können. Große Namen unter den Auftraggebern bedeuten eben oft auch große Erwartungen an den Dienstleister: „Die Zeit ist immer knapp“. Engpässe bei Zulieferern können schnell katastrophale Folgen haben. Ohne personelle Ressourcen geht auch nichts – schließlich müssen Werkstatt und Baustelle gleichermaßen laufen. Zwei Projektleiter seien gerade im Dauereinsatz wegen dem Zugspitzprojekt. Über sechs Kilometer Holzleisten, 800 Quadratmeter Holzdecken-Elemente und 40 Kubikmeter Eiche massiv müssen über Gondel und Seilbahn auf den Berg gebracht werden. Logistisch ginge das zwar besser als in der Münchener Innenstadt, sagt Mittermaier, aber dafür müsse man Rücksicht auf die Touristen nehmen.

Immer wieder ist Mittermaier bei Großaufträgen als Generalunternehmer tätig, der zahlreiche Gewerke koordiniert. Auch in der Pittenharter Werkstatt haben die Mitarbeiter nicht nur mit Holz zu tun: Sie verarbeiten Metall, Stein, Glas und Textilien und gewinnen dadurch einen weiten Horizont. Das, und freilich die interessanten Projekte, sind Gründe dafür, weshalb der Betrieb noch nicht über Lehrlingsmangel klagen muss – allerdings tue er auch viel dafür, dass ihm der Nachwuchs nicht ausgehe, so Mittermaier nachdenklich. Leicht sei es auch für ihn nicht.

Nur zehn von 40 Lehrlingen bleiben

Wie viele andere aus der Branche spürt er: „Der klassische Schreiner wird immer seltener. Als ich Mitte der 1980er-Jahre auf die Traunsteiner Berufsschule ging, waren wir 120 Lehrlinge. Jetzt sind es noch 40.“ Von diesen landeten vielleicht zehn in einer Schreinerei, die anderen machten den Meister oder wanderten in die Industrie ab.

Mittermaier, Vater zweier Söhne im Schulalter, hofft, dass sich eines Tages aus der Familie ein Nachfolger findet. Der Beruf des Schreiners werde unterschätzt: „Wir arbeiten inzwischen hochmodern, an computergesteuerten Maschinen und mit CAD-Programmen.“ Am Ende des Tages sehe man, was man mit eigenen Händen geschaffen habe.

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