Rosenheim – Noch ist die Restrukturierung in vollem Gange. Auch verstärkt nach wie vor das fünfköpfige Saniererteam um Hans-Joachim Ziems (wir berichteten) die Geschäftsleitung. Die jüngste Meldung aus dem Unternehmen aber dürfte in der Belegschaft, bei Zulieferern und Kunden für Aufatmen gesorgt haben: Kathrein gab jetzt bekannt, Ende März mit den kreditgebenden Banken den Sanierungsplan abgestimmt und eine Vereinbarung geschlossen zu haben, welche die Finanzierung bis Ende 2020 sichert.
Neuorganisation bedeutet Einschnitte
„Damit haben wir die Weichen für das nachhaltige Wachstum und die gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit unseres Unternehmens gestellt“, sagt Anton Klaus Kathrein, Geschäftsführer und Gesellschafter der Kathrein-Gruppe. „Die Vereinbarung sichert die Eigenständigkeit von Kathrein sowie seine Zukunftsfähigkeit durch wichtige Investitionen, zum Beispiel in den neuen Mobilfunkstandard 5G.“ Das traditionsreiche Familienunternehmen will so seine Neuorganisation fortsetzen und gleichzeitig weiter in neue Technologien investieren, „um damit nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, sondern weiterhin als Innovationstreiber der Branche zu agieren“, wie es heißt. Das hat für den Konzern, der im vierten Quartal 2017 den renommierten Sanierer aus dem Rheinland an Bord holte, allerdings einen hohen Preis: Bekanntermaßen wird zum Beispiel das Werk Kathrein Mobilcom Austria in Niederndorf zum 31. Dezember 2018 schließen. 230 Mitarbeiter, darunter etwa 50 aus Bayern, verlieren dann ihren Arbeitsplatz. Auch die Fertigungsstätte in Tschechien mit 140 betroffenen Personen wird geschlossen. Mobilfunkantennen werden künftig nur noch in Rumänien und Mexiko hergestellt. Antennenzubehör und -filter gibt es bald nur noch aus der Produktion in Shenzhen (China).
Bei Kathrein spricht man in diesem Zusammenhang von „Maßnahmen zur Effizienzsteigerungen im internationalen Produktionsverbund“, von Einsparungen sowie einer Fokussierung der Ressourcen auf das Kerngeschäft – die Antennentechnologie. Konkret setzt man dabei auf innovative Schwerpunkte wie den neuen 5G-Standard und die Hochfrequenztechnologie in der Antennenproduktion. Konkrete Kooperationsprojekte laufen derzeit mit namhaften nationalen wie internationalen Unternehmen, wie etwa dem Bayerischen Rundfunk, Telefónica Deutschland, Ericsson, Nokia oder Orange.
Gesellschafter steuert Eigenmittel bei
Anton Kathrein selbst bezeichnet die Zukunftsaussichten, von denen man die Finanzierungspartner überzeugen konnte, als „exzellent“. Die jetzige Einigung stelle einen großen Vertrauensbeweis für das bald 100-jährige Unternehmen dar und werde auch von den Mitarbeitern mitgetragen. Besonders wichtig ist dem persönlich haftenden Gesellschafter die Eigenständigkeit des Familienunternehmens.
Wie es nach 2020 weitergeht, wenn die jetzt beschlossene Finanzierungsrunde ausläuft, darüber will man laut Pressestelle „nicht spekulieren“.
Die Restrukturierungsphase solle aber bis dahin abgeschlossen sein. Auch die Sanierer im Haus sollen nicht zur Dauerlösung werden. Über eine Rückkehr in die Gewinnzone will man keine öffentlichen Vermutungen anstellen.
Wie es in einer Mitteilung heißt, hat der Firmenchef mit einer „signifikanten“ Gesellschaftereinlage sein Bekenntnis zum Unternehmen unterstrichen. Zu weiteren Details schweigt man. Laut Betriebsratsvorsitzendem Markus Unterleitner hat die Belegschaft die Nachricht der Finanzierungsvereinbarung sehr positiv aufgenommen. Gerade dass Kathrein persönlich einen finanziellen Beitrag leiste, komme gut an: „Das ist ein Signal, das uns mehr als deutlich zeigt, wie sehr er hinter dem Unternehmen steht“, so Unterleitner. Die Mitarbeiter seien über die Neuigkeiten zügig informiert worden. „Jetzt verfolgen wir, ob der eingeschlagene Weg konsequent weiter gegangen wird und ob die Richtung, die die Geschäftsführung vorgibt, funktioniert.“ Generell könne sich das Unternehmen des Rückhalts durch die Mitarbeiter sicher sein.