Rosenheim/Traunstein – Der Anteil der Beschäftigten ohne deutschen Pass ist im Landkreis Rosenheim seit 2012 von 10,2 auf knapp 14 Prozent gestiegen, in der Stadt Rosenheim von 10,6 auf 14,7 Prozent, wie die IHK unter Berufung auf neueste Zahlen der Arbeitsagentur meldet. Insgesamt gehen demnach rund 16000 Ausländer einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in Stadt und Land nach, etwa zwei Drittel davon im Landkreis.
EU-Bürger versus Drittstaaten?
Weil der Fachkräftemangel zulegt und die Zahl der offenen Stellen weiter steigt, fordert die IHK für München und Oberbayern jetzt eine Reform des Zuwanderungsgesetzes und unter anderem die Einführung eines Punktesystems nach kanadischem Vorbild (wir berichteten).
Andreas Bensegger, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Rosenheim betont, dass die Bedürfnisse der heimischen Wirtschaft bislang zu wenig von der Politik berücksichtigt würden. Trotz geringer Arbeitslosigkeit herrsche großer Personalmangel in den Unternehmen der Region. Daher sei man auf ausländische Fachkräfte angewiesen und Zuwanderer würden ein großes Potenzial bergen. „In den vergangenen Monaten wurde der Stellenaufbau in der Stadt nahezu zu 50 Prozent von ausländischen Fachkräften getragen“, merkt der Rosenheimer Unternehmer an.
Im Landkreis Rosenheim ist der Anteil ausländischer Arbeitnehmer mit rund 36 Prozent geringer. Rumänen, Polen, Ungarn und Kroaten machen insgesamt den Großteil von ihnen aus. Als EU-Angehörige steht ihnen in Deutschland freies Aufenthaltsrecht zur Arbeitsaufnahme zu. Die IHK kritisiert in diesem Zusammenhang die unübersichtliche und wirklichkeitsferne Regelung der Zuwanderung aus Drittstaaten.
Ein Punktesystem wie in Kanada hätte nach Ansicht der IHK mehrere Vorteile. So erhielten Einwanderer eine zunächst befristete Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis, wenn sie anhand von Kriterien wie Alter, Bildungsgrad, Qualifikationen, Sprachkenntnissen und Integrationsfähigkeit eine Mindest-Punktezahl erreichten.
Andreas Bensegger weiter: „Mit der ,Rente mit 63‘ hat die Politik der Wirtschaft einen Bärendienst geleistet und die Anstrengungen der Betriebe zur Beschäftigung Älterer durchkreuzt. Der Fachkräftemangel hat sich dadurch noch einmal massiv und zum demografisch ungünstigsten Zeitpunkt verschlimmert.“
Fachkräftepotenzial geht verloren
Die Wirtschaft warte auch weiter auf eine flächendeckende und bedarfsgerechte Kinderbetreuung und Ganztagsschulen, damit Familien Erziehung und Beruf besser unter einen Hut bringen und die Erwerbstätigkeit von Eltern zunimmt. Stattdessen würden laufend neue Rechtsansprüche zur einseitigen Arbeitszeitverkürzung durch Arbeitnehmer diskutiert, wodurch ebenfalls wertvolles Fachkräftepotenzial verloren ginge. re