Fachkräfte

Wirtschaft will Zuzug aus Ausland erleichtern

von Redaktion

IHK kritisiert Regelungen für Drittstaaten

Mühldorf/Altötting – Ausländer werden zu einer immer wichtigeren Stütze für den regionalen Arbeitsmarkt. Der Anteil der Beschäftigten ohne deutschen Pass ist im Landkreis Mühldorf in den vergangenen fünf Jahren von 6,1 auf zwölf Prozent gestiegen. Das sind über 4700 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, so die aktuellsten Zahlen der Arbeitsagentur. Im Nachbarlandkreis Altötting ist die Zahl von zehn auf 13,5 Prozent gestiegen, das entspricht fast 6200 Ausländern in regulärer Arbeit.

Weil der Fachkräftemangel zulegt und die Zahl der offenen Stellen weiter steigt, fordert die IHK für München und Oberbayern jetzt eine Reform des Zuwanderungsgesetzes. „Das derzeitige Reglement geht an den Bedürfnissen der Wirtschaft vorbei. Trotz Vollbeschäftigung gibt es große Personallücken in den Unternehmen, deswegen sind Zuwanderer mittlerweile ein wichtiges Fachkräftepotenzial“, sagt Ingrid Obermeier-Osl, IHK-Vizepräsidentin und Vorsitzende des Regionalausschusses Altötting-Mühldorf.

Die Unternehmerin aus Schwindegg betont, dass der Stellenaufbau im Landkreis zwischen Juni 2016 und Juni 2017 bereits zu 65,2 Prozent von ausländischen Fachkräften getragen wurde. Bayernweit stammen die meisten Neuankömmlinge aus EU-Ländern, vor allem aus Rumänien, Kroatien, Polen und Ungarn. EU-Angehörige genießen in Deutschland freies Aufenthaltsrecht zur Arbeitsaufnahme. Die IHK kritisiert, dass die Zuwanderung aus Drittstaaten dagegen kaum eine Rolle spiele, weil sie zu unübersichtlich und realitätsfern geregelt sei. „Ein Beispiel sind die viel zu stark eingeschränkten und damit weitgehend nutzlosen Listen von Engpassberufen. Wie andere Industrieländer brauchen wir eine gesteuerte Zuwanderung, die wirksam auf Engpässe am Arbeitsmarkt reagiert“, so Obermeier-Osl.

Punktesystem wie

in Kanada?

Neben generellen Erleichterungen für Zuwanderer mit einem konkreten Jobangebot in Deutschland schlägt die IHK als zweite Schiene ihres neuen Zuwanderungsmodells ein Punktesystem vor. Wie etwa in Kanada könnten Einwanderer eine zunächst befristete Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis bekommen, wenn sie anhand von Kriterien wie Alter, Bildungsgrad, Qualifikationen, Sprachkenntnissen und Integrationsfähigkeit eine Mindest-Punktezahl erreichen. Beide Zuwanderungskanäle könnten über jährliche Kontingente fortlaufend an das Bevölkerungswachstum oder Konjunkturschwankungen angepasst werden.

Obermeier-Osl unterstreicht, dass die Zuwanderung nur eins von mehreren Instrumenten zur Linderung des Fachkräftemangels sei.

Das Zuwanderungsmodell wurde im Auftrag der IHK vom ifo Institut München entwickelt. Die Studie ist unter www.ihk-muenchen.de erhältlich. re

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