Rosenheim – Freie Ausbildungsstellen zu besetzen, wird für viele Mittelständler in der Region immer schwieriger. Die Rosenheimer BTK Befrachtungs- und Transportkontor GmbH ist auf der Suche nach Gründen dafür einen besonderen Weg gegangen und hat mit der Wirtschaftsschule Alpenland in Bad Aibling und der Dientzenhofer-Realschule in Brannenburg 222 Schüler befragt. Im Mittelpunkt stand dabei ihr Rechercheverhalten in der Berufsfindungsphase. „Wir möchten Schüler möglichst zielgenau ansprechen. Dazu müssen wir wissen, wie sie sich informieren und wie sie bei der Berufswahl vorgehen“, erklärt BTK-Geschäftsführer Franz Weiß die Motivation für die Befragung. Während man sich als Unternehmer stets nah an den Wünschen der Kunden orientiere, fehle dem Betrieb, wenn es um Ausbildung gehe, die „Originalmeinungen“ der potenziellen Azubis. Was lesen sie, welche Medien nutzen sie, wie und wo suchen sie ihren Ausbildungsplatz?
Die meisten Schulabgänger setzen auf der Suche nach einem passenden Beruf auf den persönlichen Kontakt zum Unternehmen, ist eines der Ergebnisse. Außerdem ziehen die „Digital Natives“ der Generation Z – also die ab dem Jahr 2000 Geborenen – eine gut gemachte Firmenwebsite den sozialen Medien vor.
Facebook-Präsenz wohl unnötig
60 Prozent der Befragten schätzen Berufsinformationsmessen, gefolgt von der Berufsorientierung an ihrer Schule (56 Prozent) und Veranstaltungen bei den Unternehmen selbst. Azubi-Videos bei Youtube beispielsweise fielen eher durch. Ist die Wahl für einen Ausbildungsberuf einmal gefallen, wollen sich Jugendliche über die Firmenwebsite näher übers Unternehmen informieren (89 Prozent), wobei hier jeder Vierte als erstes einen Film anklickt, gefolgt von der 360-Grad-Umschau. Jeder Zweite nutzt für Infos zur Firma auch die Arbeitsagentur. Weniger als drei Prozent greifen auf Facebook oder Pinterest zurück. Von 13 in die Befragung einbezogenen Job- und Lehrstellenbörsen im Internet sind die lokalen Plattformen die bekanntesten: 75 Prozent der befragten Schüler kennen demnach www.rosenheim24.de und www.rosenheimjobs.de, die beide zum OVB-Medienhaus gehören. 39 Prozent nutzen Azubiyo, eine Stellenbörse für Ausbildung und Studium. Per Whatsapp-Chat Kontakt zum Betrieb aufzubauen, lehnen viele Schüler ganz ab. „Ich war sehr überrascht, dass die Jugendlichen die Entscheidung über Ausbildungsberuf und Ausbildungsbetrieb ohne Facebook & Co. vornehmen“, kommentiert Weiß diese Ergebnisse. „Bisher ging ich davon aus, dass die BTK eine Facebook-Präsenz aufbauen muss, was sich durch die Umfragen als nicht notwendig erwiesen hat.“
Mit ihrer Präsenz auf Berufsinfomessen wie der JobFit in Rosenheim und bei Berufsinfoveranstaltungen an regionalen Schulen macht die BTK bisher einiges richtig, wie Weiß weiter beruhigt feststellt. Auch dass für viele Schüler ein Schnupperpraktikum das Sprungbrett für eine Lehrstelle sei, decke sich mit den eigenen Erfahrungen. Die BTK bilde seit 1999 aus, derzeit seien es 15 Azubis mit sehr guten Übernahmechancen. Pro Jahr würden fünf bis sechs Jugendliche für den Beruf Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistungen eingestellt. „Engpässe erleben wir derzeit noch keine. Aber der Wettbewerb um Azubis wird schärfer.“ Was die BTK-Geschäftsführung aus den Ergebnissen der Befragung konkret mitgenommen hat: Die Firmenwebsite für Azubis soll weiter aufgewertet und um eine 360-Grad-Umschau ergänzt werden, der Flyer gekürzt – denn dieses klassische Instrument der Werbung wird von Schülern offenbar kaum beachtet. Die regionalen Jobportale sollen künftig stärker genutzt werden. sen