Siegsdorf – Fast zwei Jahre nach der Flüchtlingskrise zieht der IHK-Regionalausschuss Traunstein eine erste Bilanz in der Integrationsarbeit. Entscheidend bleiben die Sprachkenntnisse, erklärt IHK-Integrationsberaterin Marie-Catherine Rausch bei der Ausschusssitzung im Hotel Gasthof Hörterer: „Gerade für eine Ausbildung sollte Deutsch zumindest auf B1- oder B2-Level gesprochen werden“.
Oberbayernweit finden Geflüchtete am häufigsten eine Ausbildungsstelle im Einzelhandel (31 Prozent), im Gastgewerbe (27 Prozent) oder als Koch (12 Prozent).
Derzeit absolvieren über 50 Personen aus fluchtwahrscheinlichen Herkunftslän-dern eine Lehre bei IHK-Betrieben im Landkreis Traunstein. „Eine Ausbildungsgenehmigung für den Flüchtling zu erhalten, bleibt dabei die größte Hürde. Die Ausländerbehörde im Landratsamt hat einen Ermessensspielraum, jeder Fall wird einzeln geprüft“, weiß Wolfgang Janhsen zu berichten, er ist Leiter der IHK-Geschäftsstelle Rosenheim und nahm an der Ausschusssitzung der IHK des Nachbarlandkreises teil. Doch auch ganz praktische Fragen spielen in der Integrationsarbeit eine wesentliche Rolle, berichtet Florian Steiskall, IHK-Integrationslotse des Landkreises. „Die Suche nach Wohnraum für anerkannte Flüchtlinge beschäftigt mich am meisten“, so Steiskall.
Geflüchtete in Arbeit zu integrieren gehöre zur sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung der Wirtschaft, so die grundlegende Meinung der Unternehmerinnen und Unternehmer im Regionalausschuss. Das Fachkräfteproblem könne man mit ihnen aber langfristig auch nicht lösen. „Der Standort Deutschland braucht endlich ein Zuwanderungsgesetz. Es darf kein Tabu sein, über eine solche Maßnahme zu sprechen“, fasst Ausschussvorsitzender Nikolaus Binder zusammen und verweist dabei auf die positive Erfahrung mit den Gastarbeitern in den 1960er- Jahren.