Experten des Rosenheimer Gründerpreises: Erfolgsstrategien für den start

In den Schuhen des Kunden

von Redaktion

Ein Unternehmen zu gründen, ist das eine. Es von Beginn an erfolgversprechend auszurichten, das andere. Teilnehmer des Rosenheimer Gründerpreises kommen in den Genuss professioneller Tipps dafür. Ein paar davon stellt unsere Zeitung in der kommenden Zeit vor.

Emil Hofmann

Petra Janeczka

Rosenheim/Wasserburg/ Burgkirchen – Die Start-up-Szene boomt hierzulande. Allein in Rosenheim wurden im vergangenen Jahr 690 neue Firmen angemeldet. Rosenheim wird ein besonders positives Gründerklima zugeschrieben, zuletzt im Wirtschaftsmagazin „Focus“ (wir berichteten). Nicht umsonst haben Stadt und Landkreis den Rosenheimer Gründerpreis ins Leben gerufen, der im Frühjahr 2019 erneut verliehen wird. Die Jung- und Bald-Unternehmer profitieren vom umfangreichen Beratungsangebot durch regionale Experten, das die Teilnahme flankiert und im Erstellen eines professionellen Businessplans gipfelt.

Zwei dieser Experten sind die Betriebswirtin Petra Janeczka aus Wasserburg und der Burgkirchener Marketingprofi Emil Hofmann. Was die Gründer noch vor sich haben, haben die beiden schon geschafft: Sie sind erfolgreich in der Selbstständigkeit angekommen.

Viele Ideen zu einer Strategie bündeln

Janeczka, unter anderem auf Managementthemen spezialisiert, wird mit den Gründern und Jungunternehmern an den persönlichen Erfolgsstrategien feilen. „Das Ziel, sich zur Marke zu entwickeln, beginnt am Start des Unternehmens“, will sie Gründern mit auf den Weg geben. Dazu brauche es vor allem „Werkzeuge“ wie eine klare Positionierung, ein einzigartiges Alleinstellungsmerkmal. Außerdem eine definierte Zielgruppe. Warum die Strategie von Anfang an so wichtig ist, erläutert Janeczka so: „Unternehmer und Gründer haben meist eine Fülle von Ideen. Um ein Unternehmen schnell voranzubringen, sollte der Fokus auf die erfolgversprechendsten Produkte und Leistungen gerichtet werden.“ Es gelte, diese Ideen zu kanalisieren und strategisch auszurichten – also auf den Punkt zu bringen.

Das helfe etwa, dass sich auch der richtige Kunde angesprochen fühle und dabei, sich Wissen über die konkrete Zielgruppe anzueignen: „Erfolgreiche Unternehmer investieren sehr viel Zeit, um sich mit ihren Kunden intensiv auseinanderzusetzen und Lösungen für sie zu entwickeln, sprich, in „die Schuhe der Kunden zu schlüpfen“.

Der Unternehmer selbst gewinne mit seiner Strategie mehr Klarheit, könne sich von Mitbewerbern besser differenzieren, seinen Fahrplan genauer ausarbeiten, leichter Entscheidungen treffen. Ein Alleinstellungsmerkmal heraus zuarbeiten und nicht lediglich den Wettbewerb zu kopieren, bezeichnet auch Emil Hofmann als eine der größten Anfangshürden für Gründer. „Es gibt zu viele ähnliche Anbieter mit ähnlichen Leistungen und ähnlichen Preisen“, schärft er Gründern ein. Wer sich austauschbar mache, habe keinen Erfolg und werde auch nicht weiterempfohlen. Es sei ein Trugschluss, dass zufriedene Kunden einen empfehlen würden. „Die kaufen und reden nicht drüber. Kunden, die man begeistert, werden dagegen sofort Empfehlungen aussprechen, weil sie positiv überrascht sind und weil sie mehr bekommen haben, als sie erwarteten.“

Gefühle und konkrete Lösungen entscheiden

Kunden, so Hofmann, brauchten Lösungen –keine Produkte, in die der Unternehmer „verliebt“ sei, die aber aus Kundensicht keinen Nutzen brächten. „Wer seine Werbeaussagen darauf ausrichtet, ist auch erfolgreich.“

Die Verkaufspsychologie weiß, dass letztlich Gefühle kaufentscheidend sind. „Die emotionale Positionierung ist der Schlüssel, warum Marken so erfolgreich sind. Diese Marken zeichnen sich durch ein klares Statement aus, für was sie stehen und vermitteln dabei ein echtes Gefühl“, sagt Janeczka. Harley Davidson zum Beispiel stehe für Freiheit und Unabhängigkeit, während ein BMW-Motorrad Sicherheit und Zuverlässigkeit vermittele.

„Beide Marken sprechen zwei sehr unterschiedliche Kunden und deren Bedürfnisse an. Für den Kunden ist ganz klar, was er wo bekommt. Die Emotion dabei wird gleich mitgeliefert.“ Diesen „Emotional Selling Point“ – das Drehmoment, in dem der Kunde gefühlsmäßig „Ja“ zu einem Produkt oder einer Dienstleistung sagt – sollte ein Unternehmen für sich unbedingt herausfinden. Janeczka sagt, sie setze bei ihrer Strategieberatung auf die Persönlichkeit der Unternehmer, weil sie weiß, dass Kunden gerade Einzigartigkeit und Authentizität schätzen.

„Nach dem Kauf ist vor dem Kauf“

Emil Hofmann rät zum „richtigen Marketing von Anfang an“.

Was ist moderne Kundenbindung, was ein Auslaufmodell?

Nach dem Kauf ist vor dem Kauf. Ab und zu beim Kunden nachfragen, ob das Gerät noch funktioniert – zum Beispiel kurz vor Ablauf der Garantiezeit, aber ohne am Telefon zu nerven. Auch ein selektiver Newsletter ist positiv zu sehen. Kundenbindung braucht als wichtiges Werkzeug die eigene, rechtssichere Datenbank. So kann man Kundenbeziehungen auf Dauer stärken. Sie ermöglicht einfache Kundenbindungs-Aktivitäten wie eine Karte zum Geburtstag oder zu Weihnachten. Individualität ist bei Kundengeschenken Trumpf. Wenn ich weiß, dass mein Kunde Golf spielt, sind personalisierte Golfbälle besser geeignet als eine Flasche Wein oder ein Buch, mit dem man daneben liegen kann.

„Konsequente Kommunikation“

Schon Existenzgründer sollten sich mit der Markenbildung intensiv befassen, ist Petra Janeczka überzeugt. Um die eigene Marke geht es auch in ihrem Workshop mit den Gründerpreis-Teilnehmern.

Warum ist es so wichtig, schon in der Phase der Existenzgründung an das Thema Markenaufbau zu denken?

Es gibt kaum einen Gründer, der nicht im Wettbewerb steht. Wer nicht ausschließlich über einen günstigen Preis verkaufen will, sollte sich frühzeitig mit der eigenen Marke auseinandersetzen. Das bedeutet jetzt. Das Vertrauen der Kunden aufzubauen, geht über eine klare konsequente Kommunikation, die konstant über Jahre inhaltlich bestehen bleibt. Diese Basis schafft der Markenbildungsprozess und die Unternehmensstrategie bildet hierzu das passende Fundament.

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