wohnungsbau in der region

Auf der Suche nach der Richtigen

von Redaktion

Hunderttausende Wohnungen fehlen in Deutschland. Auch in Rosenheim übersteigt die Nachfrage nach Wohnraum das Angebot, vor allem in Stadtnähe. 2017 wurden nur knapp über 300 Wohnungen neu gebaut – allerdings sind einige weitere Bauprojekte gerade im Entstehen.

Rosenheim – Laut dem Verbändebündnis Wohnen investierten Bauherren 2017 insgesamt 77,1 Millionen Euro in die Entstehung neuer Wohnungen in Rosenheim. Das Bündnis setzt sich zusammen aus dem Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel, der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt sowie der Deutschen Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau und beruft sich dabei auf Zahlen der aktuellen Bau-Bilanz fertiggestellter Wohngebäude des Statistischen Bundesamts. In Rosenheim sind dabei konkret 312 Neubauwohnungen entstanden, die vom Apartment bis zum Bungalow reichen. 70 davon, so heißt es, in Ein- und Zweifamilienhäusern.

Erika Huber aus dem Rosenheimer Stadtteil Aisingerwies, die ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, gehört mit ihrer vierköpfigen Familie zu denjenigen Menschen, die nicht vom Bauboom profitiert haben. „Noch nicht, aber vielleicht haben wir ja bald Glück“, seufzt sie im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen. Huber arbeitet als Krankenschwester in einer Klinik im Chiemgau; ihr Mann pendelt nach München. Sie befürchten, bei der nächsten Wohnungssuche ein schlechtes Image bei Vermieter oder Makler zu haben, „wenn wir uns in der Zeitung dazu äußern, dass wir wegen unserer kleinen Kinder und dem Hund bei der Bewerbung um eine Wohnung bisher wohl nie in die engere Auswahl gekommen sind.“ Die Hubers wohnen mit zwei Kleinkindern in einer Drei-Zimmer-Wohnung. Zwar brauche Hündchen Lilly nicht viel Platz und die drei- und vierjährigen Kinder teilen sich noch ein Zimmer. „Aber ein kleiner Garten und ein Schlafraum mehr würde uns eine langfristige Wohnperspektive bieten, mit der wir alle zufrieden sind.“ Doch bei den insgesamt sechs Wohnungen im Stadt- und Stadtrandgebiet, die sich die Hubers vom Mietpreis her hätten leisten können („bei 1050 Euro warm ist für uns Schluss“) und um die sie sich 2017 beworben hätten, seien am Ende andere Interessenten vorgezogen worden. Für jedes Objekt hätte es viele „Mitbewerber“ gegeben. Beim Favoriten der Hubers sogar über 30. „Hinterher hat uns der Makler offen gesagt, dass dem Vermieter nach der Auswahl der Bewerber das alleinstehende Paar lieber war.“ Ob man das nun unfair finden mag oder die Entscheidungsfreiheit der Vermieter anführt, wem sie ihr Eigentum vorzugsweise überlassen – das Beispiel zeigt auch, dass die Nachfrage nach Wohnraum vom derzeitigen Angebot nicht gedeckt werden kann. 375000 Wohnungen pro Jahr sollten nach Plänen der Großen Koalition bis 2021 in Deutschland gebaut werden. Dieses Ziel ist jetzt schon verfehlt – 2017 sind insgesamt nur 285000 Wohnungen in der BRD gebaut worden.

Karl Bauer, Regionalleiter der IG Bau und zuständig für den Raum Rosenheim, warnt, dass im Wohnungsmangel und in steigenden Mieten sozialer Sprengstoff stecke. Auch müsse in Rosenheim, so Bauer weiter, das Wohneigentum wieder effektiv gefördert werden: „Es müssen sich mehr Menschen die eigenen vier Wände leisten können – vom Maurer bis zur Industriekauffrau. Auch Handwerker sollten in der Lage sein, sich eine Wohnung anzuschaffen.“ Nicht zuletzt als Altersvorsorge.

Im Zweifel wegziehen

Für die Hubers aus der Aisingerwies geht die Suche weiter. Vielleicht ist etwas für sie dabei, wenn die über 70 neuen Mietwohnungen bezugsfertig sind, die gerade in Mitterfeld entstehen oder mit etwas mehr Geduld im geplanten Wohngebiet an der Lena-Christ-Straße oder auf der BayWa-Wiese. „Wenn alle Stricke reißen, gehen wir weg aus Bayern, irgendwohin, wo wir Arbeit finden und ein bezahlbares, größeres Zuhause“, plant Erika Huber.

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