Rosenheim/Altötting – Der Tarifabschluss im bayerischen Bäckerhandwerk, um den Arbeitgeber und Gewerkschaft ein gutes Vierteljahr gerungen haben, ist unter Dach und Fach. Wie die NGG, die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten aus Rosenheim mitteilt, bekommen die Beschäftigten in den Landkreisen der Region – in Rosenheim, sind das über 1500 – ab sofort mehr Geld. Die Löhne im Verkauf steigen um 2,7 Prozent, in der Produktion und in allen anderen Bereichen um 2,5 Prozent; dazu gibt es rückwirkend für die Monate April, Mai und Juni eine Einmalzahlung von 190 Euro. Die Arbeitgeber hätten ursprünglich laut NGG ein Angebot von 1,8 Prozent vorgelegt.
Wolfgang Sattelberger, Obermeister der Rosenheimer Bäckerinnung, hat die Tarifverhandlungen teils begleitet und zeigte sich über den erzielten Abschluss erleichtert: „Ursprünglich hat die Arbeitnehmerseite viel mehr gefordert, ungefähr das Dreifache – in der Praxis wäre das für die Bäckereien kaum noch erfüllbar gewesen“. So sei ein Kompromiss dabei herausgekommen, mit dem man leben könne, auch die kleineren Bäckereien. Der neue Tarif betrifft nur die Innungsbetriebe und das sind in der Mehrzahl kleinere, familiengeführte Handwerksunternehmen. Für die NGG setzt der neue Tarif ein „wichtiges Zeichen“ für Fachkräfte in der Branche: „Umso wichtiger ist ein Verdienst, der zum Leben reicht“, so NGG-Geschäftsführer Georg Schneider. Sattelberger kann diese Position nicht ganz nachvollziehen: „Die meisten Bäckereien in der Region zahlen ohnehin schon seit langer Zeit freiwillig über Tarif, um gute Leute zu halten.“
Oskar Hofstetter, Obermeister der Altöttinger Bäckerinnung, schätzt, dass 90 Prozent der Betriebe in seinem Landkreis kleiner strukturiert sind. Neue Tarifabschlüsse und mehr Lohn für die Beschäftigten sei daher „immer ein Kraftakt“ für die Bäckereien. „Bei uns gibt es wenig bis gar keine Betriebe, die nicht eh schon übertariflich bezahlen“, ist auch seine Beobachtung für Altötting. Er gehört selbst dazu, beschäftigt 14 Mitarbeiter, ein reiner Familienbetrieb. Manchem Kollegen, stellt er in den Raum, bleibe am Ende nichts anderes übrig, als die gestiegenen Lohnkosten auf die Backerzeugnisse umzuschlagen, wobei auch das oft der letzte Schritt sei: „Brot wird täglich gekauft. Dem Kunden zu vermitteln, warum es eventuell teurer geworden ist, ist schwer.“ Für ihn sei das daher erst einmal keine Option. sen