20 Jahre Briefzentrum Rosenheim

Immer individueller und nachhaltiger

von Redaktion

Ein heißer Vormittag im Briefzentrum Rosenheim: Es ist erstaunlich ruhig, nur wenige Mitarbeiter sortieren Briefe, bepacken Rollcontainer mit Katalogen und Prospektbündeln. Der gemütliche Eindruck täuscht – die emsige Hochphase am frühen Morgen, während der zigtausende Sendungen das Gebäude verlassen, ist schon vorbei.

Handarbeit kommt immer seltener vor.

Kolbermoor – „Wir sind ein High-Tech-Betrieb, in dem der Mensch der neuesten Generation von Sortiermaschinen nur noch zuarbeitet“, macht Briefzentrumsleiter Richard Hirschberger gleich klar – Briefe, nachts stundenlang von Hand sortiert, das gehöre der Vergangenheit an. Sonst wäre die beeindruckende Menge von 46000 Sendungen pro Stunde in der Produktion wohl kaum zu schaffen. Das Briefzentrum Rosenheim ist zuständig für ein großes Zustellgebiet im Bereich der 82er- und 83er- Postleitzahlen, von Fürstenfeldbruck über Garmisch-Partenkirchen, die Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen, Rosenheim und Traunstein. Der noble Münchener Wohnort Grünwald („da, wo keine Namensschilder am Briefkasten sind und die Zustellung noch echte Vertrauenssache ist“) gehört zum Beispiel auch dazu. Ganz allein muss Hirschbergers Mannschaft das Gebiet nicht beackern; ein weiteres Briefzentrum in Starnberg sowie Zustellbasen und Stützpunkte helfen, die Sendungen in die 1168 Zustellbezirke zu bringen. Hirschberger, ein „Postler durch und durch“, begann seine Laufbahn in Mühldorf am Schalter, arbeitete sich über den zweiten Bildungsweg zur Führungskraft hoch, war zeitweise Vizeregionschef für die Neuen Bundesländer in Berlin und ist das beste Beispiel für die Karrierechancen, die sich bei der Post bieten. Er selbst nutze gerne das hauseigene Talentprogramm, das jährlich 50 Mitarbeiter durchliefen und aus dem immer wieder Führungskräfte hervorgingen. Auch die Innenrekrutierung spiele eine große Rolle – „Postler-Kinder“ hätten einen hohen Stellenwert bei der Bewerbung. Dazu bilde man auch selbst aus – etwa zur Fachkraft sowie zum Fachmann für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen und zum Kaufmann für Spedition und Logistik – Nachwuchsmangel sei nicht das vorherrschende Thema.

„Bei der Post“ zu arbeiten, hat schon lange nichts mehr von Verstaubtheit. „Wir sind ein Weltkonzern“, schmunzelt Hirschberger und meint damit zunächst die vielen Nationalitäten, die allein am Rosenheimer Standort arbeiten. Zum anderen sei die Post heute ein Dax-Unternehmen mit flachen Hierarchien. Gefragt nach einer Konkurrenzsituation zu großen Dienstleistern wie Amazon, sagt Hirschberger, andere Zusteller machten der Post „nicht zu schaffen“. Diese beanspruche 50 Prozent aller Kurier-, Express- und Postdienstleistungen für sich, „den Rest müssen die Wettbewerber unter sich aufteilen“. Für Amazon sei die Post ein Premiumdienstleister, liefere Lebensmittel aus.

Herausforderungen sieht Hirschberger damit weniger bei Mitbewerbern. Mehr beschäftige die Post, dass immer weniger Briefe („pro Jahr ein Rückgang von zwei Prozent“) und mehr Pakete verschickt würden: „Das braucht mehr Raum – zur Lagerung, Umverteilung, im Transport.“

Die Digitalisierung dagegen komme der Post bei immer individuelleren Zustellwünschen entgegen: Sie erleichtere den Zustellern etwa eine „dynamische Routenführung“, bei der der Kunde unterwegs auch ein Paket zwischenliefern oder abholen lassen kann.

Derzeit laufe ein Pilotprojekt, bei dem Sendungen sogar im Kofferraum des Kunden abgelegt werden. Ein großes Vorhaben muss Hirschberger in den kommenden fünf Jahren durchführen: Die Fahrzeugflotte soll von derzeit 85 elektrobetriebenen StreetScootern auf 1000 Stück anwachsen. „Die Post will bis 2050 komplett auf CO2 verzichten. Dann sind wir der weltgrößte, emissionsfreie Zusteller.“

Briefzentrum in Zahlen

•804842 zu bedienende Haushalte

•2167Standorte fürBriefkästen

•16213 Postfächer an 130 Standorte

•578 Verkaufsstellen

•3017 Mitarbeiter, davon 1047 Frauen; derzeit 72 offene Stellen

•57 Azubis in zwei Berufen, ab September fünf Berufe

•1113 Fahrzeuge, davon 86 Elektrofahrzeuge, 137 E-Bikes, 63 E-Trikes, 328 Fahrräder

•93 Prozent aller Briefe erreichen am nächsten Tag den Empfänger, Pakete ähnlich

•27 Millionen Euro Einkaufsvolumen in der Region (unter anderem Handwerker, Sachkosten, Mieten)

•Maximale Sendungsmenge pro Tag: 1,5 Millionen

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